29.04.2017

Zerschnittene Wälder wirken weniger

Die Zerschneidung einst zusammenhängender Waldgebiete lässt die Kohlenstoff-Emissionen um ein weiteres Drittel ansteigen.

Das haben Forscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Zusammenarbeit mit Kollegen der University of Maryland ermittelt. Es wird geschätzt, dass jedes Jahr 1.000 Mio. Tonnen Kohlenstoff freigesetzt werden, die in Form von Treibhausgasen die globalen Temperaturen in die Höhe treiben.

'Wir wissen schon länger, dass nicht nur der komplette Verlust von Regenwäldern den Klimawandel verschärfen kann', so UFZ-Forscher Andreas Huth. Auch die bloße Zerschneidung eines größeren Waldgebietes in mehrere kleine verändere bereits die Kohlenstoffbilanz. Den Effekt hätten US-Experten bereits Ende der 1990er-Jahre in einem großen Freiland-Experiment in der Nähe der brasilianischen Stadt Manaus untersucht.

Die Forscher konnten damals feststellen, dass die Lebenserwartung der dortigen Bäume entscheidend von ihrem Standort abhängt: Während im Inneren eines ungestörten Tropenwaldes pro Jahr nur etwa zwei Prozent aller Bäume absterben, sind es am Rand ungefähr doppelt so viele. Das liegt daran, dass die Gehölze dort einem ungünstigeren Mikroklima ausgesetzt sind - direkte Sonneneinstrahlung, höhere Windgeschwindigkeiten und eine geringere Luftfeuchtigkeit inklusive. Vor allem große Bäume leiden darunter massiv.

Mithilfe einer Software wurden die Wälder genau vermessen. Demnach liegen mittlerweile 19 Prozent aller Tropenwälder der Erde höchstens hundert Meter von einem Waldrand entfernt. 'Diese starke Fragmentierung geht eindeutig auf das Konto des Menschen', sagt Rico Fischer. Das hat sich gezeigt, als die Forscher ihre Waldbedeckungskarte mit weiteren Karten verschnitten, auf denen verschiedene Vegetationstypen zu erkennen sind.

So ließen sich natürliche Übergänge wie zwischen Wald und Savanne von menschgemachten wie denen zwischen Wald und Acker unterscheiden. Demnach ist der Mensch global gesehen für 84 Prozent der gesamten Tropenwald-Fragmentierung verantwortlich. Je nach Kontinent bietet sich dabei ein etwas unterschiedliches Bild. 'Das hängt mit der Nutzungsgeschichte zusammen', erklärt Huth. So würden in Südamerika besonders viele Waldflächen in Agrarland umgewandelt. In den Wäldern Südostasiens und Afrikas dagegen wüchsen mehr wirtschaftlich interessante Baumarten, sodass dort der Holzeinschlag besonders viel Schaden anrichte.

pte/red


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