Aktuell  14.03.2018

Schizophren durch Missbrauch

Forscher des National Centre of Excellence for Youth Mental Health (Orygen) haben zusammen mit mehreren Forschungseinrichtungen einen Zusammenhang zwischen Kindheitstraumata und einigen der häufigsten Symptome der Krankheit hergestellt.

Personen mit Schizophrenie könnten von maßgeschneiderten Behandlungen und einer größeren Selbstbestimmung profitieren. Es konnte nachgewiesen werden, dass sexueller, körperlicher und emotionaler Missbrauch in der Kindheit mit schweren Halluzinationen bei Schizophrenie und anderen psychotischen Störungen in Zusammenhang steht. Das eindeutigste Ergebnis der Studie war laut Forschungsleiterin Sarah Bendall, dass Halluzinationen bei psychotischen Störungen mit allen Arten von Traumata in der Kindheit in Verbindung stehen.

'Es gibt etwas bei Traumata in der Kindheit, das bei manchen Menschen zu Halluzinationen führt', so Bendall. Für die Meta-Analyse wurden Daten von 29 Studien zu Kindheitstraumata analysiert. Demnach steht sexueller Missbrauch mit Wahnvorstellungen in Verbindung. Die in 'Schizophrenia Bulletin' veröffentlichten Ergebnisse liefern den bisher fehlenden Zusammenhang für all jene Mediziner, die schon lange Theorien über den Zusammenhang zwischen Kindheitstraumata, Halluzinationen und Wahnvorstellungen aufgestellt haben.

Das Liefern der Beweise ist laut Bendall ein erster Schritt für die Entwicklung maßgeschneiderter, einfühlsamer und wirksamer Behandlungsmethoden für psychotische Symptome, die auf Traumata basieren. Rund eine von 100 Personen erkrankt im Laufe ihres Lebens an einer psychotischen Störung. Der Großteil der Betroffenen entwickelt zwischen dem 18. und 25. Lebensjahr Symptome. Dazu können Realitätsverlust, Halluzinationen, Wahnvorstellungen, desorganisiertes Denken, das Fehlen von Motivation oder Gefühl gehören.

Bisher haben sich Behandlungen von Traumata bei Psychosen auf die posttraumatische Belastungsstörung und nicht auf spezifische Symptome konzentriert. Laut Bendall trägt das neue Wissen nicht nur zur Verbesserung der Therapien bei, sondern verhilft jungen Betroffenen zu mehr Selbstbestimmung. 'Wenn junge Menschen in unsere Einrichtungen kommen, sollten wir sie auf Traumata und das Auftreten psychotischer Symptome hin untersuchen dann sofort behandeln. Wir können diesen Menschen auch einen Teil dieser Forschungsergebnisse zur Verfügung stellen. Dann können sie Entscheidungen darüber treffen, welche Faktoren zur Entstehung oder Weiterentwicklung ihrer Psychose beigetragen haben.'

pte/red


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