#wtf  12.07.2018

Nackte Puppen in Instagram

Das Unterwäsche-Label Liar Liar Lingerie beschuldigt den Online-Dienst Instagram, Bilder seiner Werbekampagne ungerechtfertigt gelöscht zu haben.

Der automatische Kontroll-Algorithmus erachtete die Kampagne als zu freizügig, obwohl das Unternehmen zum Präsentieren der Wäsche extra auf Schaufensterpuppen zurückgegriffen hatte. 'Wir haben im Hintergrund unserer Produktaufnahmen nackte Mannequins benutzt, aber nicht geglaubt, dass sie die Grenzen der Nacktheit überschreiten würden, da sie keine echten Menschen sind', erklärt Co-Inhaberin Sophie Hardy. Das Label gibt an, sich darüber bewusst gewesen zu sein, dass es für das Werben auf Instagram deutlich kreativer sein müsse, um dem strengen Algorithmus und den engen Richtlinien keinen Grund für eine Löschung zu liefern. Es sei zudem explizit darauf geachtet worden, keine zu anzüglichen Posen zu verwenden.

Beide Inhaberinnen haben sich direkt nach der Löschung mit Instagram in Verbindung gesetzt und darum gebeten, den Account von einer 'echten Person' überprüfen zu lassen. Instagram erklärte sich gegenüber 'FairfaxMedia': 'Diese Anzeigen wurden von unserem Bewertungs-Team abgelehnt, weil sie unsere Richtlinien für Nacktheit verletzt haben. Wir geben unser Bestes, um die richtige Balance zu finden, um den Menschen zu ermöglichen, sich auszudrücken und eine angenehme Erfahrung für unsere globale Gemeinschaft zu schaffen.'

In dieser Woche kam es bereits bei Facebook zu einem größeren Fauxpas der automatisierten Inhaltskontrolle. So wurden Teile der US-Unabhängigkeitserklärung fälschlicherweise als Hassrede deklariert und gelöscht. Das Unterwäsche-Label plant nun, das aktuelle Sortiment erneut so umzustellen, dass sie den Problemen von Beginn an ausweichen. Es gelang ihnen auch, einige der verbotenen Bilder der Kampagne erneut hochzuladen. Dabei mussten sie jedoch einen Großteil des ursprünglichen Bildes sehr stark zuschneiden. Allem Anschein nach stellt Instagrams Algorithmus erst dann keine Freizügigkeit mehr fest.

Facebook zensiert Unabhängigkeitserklärung

Das Gründungsdokument der USA wirkt für den Algorithmus von Facebook offenbar politisch inkorrekt. Das Nachrichtenmagazin 'Liberty County Vindicator' hat im Vorfeld des heutigen 'Independence Day' täglich Ausschnitte der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten veröffentlicht. Einer dieser Beiträge ist vom sozialen Netzwerk automatisch entfernt worden.

Die ersten neun Ausschnitte des Gründungsdokumentes ließen sich ohne Probleme auf Facebook veröffentlichen. 'Aber Teil 10 erschien nicht. Stattdessen erhielt The Vindicator eine Nachricht von Facebook, in der mitgeteilt wurde, dass der Beitrag 'gegen unsere Standards für Hassreden verstößt'', erklärt Chefredakteur Casey Stinnett. Die fragliche Stelle enthielt die Paragraphen 27 bis 31 der Unabhängigkeitserklärung. Es ist der Beschwerde-Abschnitt des Dokuments, in dem die angeschlagenen Kolonisten alle Differenzen darlegen, die sie mit dem britischen König George III. hatten.

Stinnett hat indes nur eine vage Vermutung, welcher Teil dem Algorithmus von Facebook nicht in den Kram gepasst haben könnte. Er geht davon aus, dass Paragraph 31 dem 'intelligenten System' als Gefährdung angezeigt wurde. Darin heißt es: '(...) über unsere Grenz-Einwohner die unbarmherzigen wilden Indianer zu bringen, deren bekannter Gebrauch, den Krieg zu führen ist, ohne Unterschied von Alter, Geschlecht und Stand, alles niederzumetzeln.'

Die Entfernung des Beitrags erfolgte automatisiert. Stinnett hat daraufhin eine 'Feedback-Nachricht' an Facebook mit der Hoffnung gesendet, jemanden zu erreichen, der die Unabhängigkeitserklärung von den strengen Richtlinien des Algorithmus befreien könnte. Aus Angst, dass das Teilen der vermeintlichen Hassrede die Löschung der Facebook-Seite des 'Liberty County Vindicator' auslösen könnte, hat sich die Redaktion entschieden, das Teilen der Unabhängigkeitserklärung auszusetzen.

pte/red


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#Social Media #Instagram #Facebook #Zensur

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