Aktuell  13.09.2018

Temperaturbedingte Krankheiten

Wäre der Klimawandel ein Mensch, so ließe er sich mörderisch nennen, wie eine Studie internationaler Wissenschaftler unter Führung der London School of Hygiene & Tropical Medicine zeigt.

Denn: Wird das Pariser Klimaschutzabkommen, das eine Begrenzung der von Menschen verursachten Erwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius fordert, nicht eingehalten, sterben viele Menschen wegen hoher Temperaturen, so die nüchterne Quintessenz.

Es ist die erste Studie, die den Einfluss von temperaturbedingten Erkrankungen untersucht hat. Bei einem globalen Temperaturanstieg um durchschnittlich drei oder vier Grad würde die Todesrate, verglichen mit einem Anstieg um 1,5 Grad, um 0,73 bis 8,86 Prozent steigen, je nach betrachteter Region. Der Klimawandel trifft also nicht jede Region gleichermaßen, weil die Temperaturen nicht überall gleich ansteigen.

Die Forscher haben sich zunächst die Zahl der temperaturbedingten Todesfälle in der Vergangenheit angesehen. Sie konzentrierten sich dabei auf 451 Orte in 23 Ländern mit unterschiedlichen sozioökonomischen und klimatischen Bedingungen. Aus den Temperaturschwankungen, die in dieser Zeitspanne auftraten, ermittelten sie einen Zusammenhang mit den jeweiligen Todesraten.

Das Bild wurde noch komplexer, als die Forscher die Todesraten für Temperaturanstiege von 1,5 und zwei Grad untersuchten. Sie fanden heraus, dass sie in Regionen, in denen es traditionell wärmer ist, etwa im Süden von Afrika und Europa sowie in Südosteuropa um 0,19 bis 0,72 Prozent ansteigt. In kühleren Ländern wie in Nordeuropa gibt es dagegen keinen Anstieg, eventuell sogar einen leichten Rückgang.

'Unsere Hochrechnungen zeigen, dass eine starker Anstieg von Todesfällen aufgrund höherer Temperaturen vermieden werden kann, wenn die Erwärmung auf weniger als zwei Grad beschränkt wird', sagt Ana Maria Vicedo-Cabrera, die Erstautorin der Studie. 'Bei extremen Klimaveränderungen wird es in vielen Teilen der Welt einen dramatischen Anstieg von Todesfällen aufgrund hoher Temperaturen geben.'

Das würde laut der Expertin auch nicht durch geringere Todesraten in kühleren Gegenden ausgeglichen. Sie sieht auch einen Vorteil für ärmere Länder in tropischen und dürregeplagten Regionen, wenn die Erderwärmung auf 1,5 Grad beschränkt wird. 'Wir hoffen, dass die Ergebnisse unserer Studie helfen, Länder von der Notwendigkeit der Begrenzung der Temperaturerhöhung zu überzeugen, in denen es noch Zweifel gibt', sagt Mitautor Antonio Gasparrini.

pte/red


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