Medien-Essenz  08.10.2018

Millionen und Mogule an Wiens Boulevard

Der Streit zwischen den Akteuren am freien Boulevard - also Heute-Zeitung und Österreich/oe24 plus Wiener Linien bzw. Stadt Wien - dauerte 10 Jahre und endet nun mit bösen Worten.

Zunächst war da die Einigung vor dem Richterspruch - der Vergleich wurde kurz vor dem Urteil geschlossen. Weil immer noch unsicher war, wie es ausgehen könnte, hieß es. Und die Lösung, dass die Österreich-Zeitung nun vor der U-Bahn am Grund der Stadt stehen darf, Heute weiter innerhalb der Station am Land der Wiener Linien, war auch schon ein Lösungsansatz vor vielen Jahren. Eigentlich also anzunehmen, dass jeder sich damit abgefunden hat - bis auf die Menschen, die der seichten Information der Gratiszeitungen generell vorsichtig gegenüber sind.

Dem war aber nicht so. Zwar hat man nun eine Lösung für die Zeitungen gefunden, gleichzeitig aber auch genug Gründe sich gegenseitig anzupatzen. Während man bei der Dichand-Seite gleich über 'Millionengeschenke' mokierte (Heute) oder sogar den 'Möchtegern-Mogul' Fellner im Geldregen sieht (Krone), kontert dieser via oe24 mit einem Hinweis auf die 'traditionell geldgierige Eva Dichand', die aus dem Werbetopf rund um die Stadt Wien ca. 5 Mio. Euro bekommen hat (die Überschrift addiert dazu die Krone-Schaltungen und kommt auf fast 10 Mio.). Und gleich im Nachsatz wird Heute als 'politisch bedeutungsloses Gratis-Blättchen' bezeichnet. So sehen also die neuen Freunde aus, die sich gerade geeinigt haben.

Dabei zeigen sie aber alle tatsächliche Probleme im Bereich der Medien in Österreich auf, was man den ganzen 'Blättchen' (Fellner-tm) sonst eher selten nachsagen kann. Dass sich die Politik so den Boulevard-Medien anbiedert - ob durch die Nutzung öffentlichen Raums oder durch Zuwendungen aus dem Steuertopf über Werbeschaltungen und Förderungen, die allesamt mehr als reichlich erhalten, diese gegenseitigen Abhängigkeiten und Geldgeschenke gehören abgeschafft. Medien sollten kontrollieren, die Politik gestalten, jede Überschneidung sollte da nicht in Frage kommen. Insofern hat diese unschöne Geschichte auf den Straßen von Wien auch eine wichtige Angelegenheit offenbart, der man sich echt annehmen sollte. Wichtiger, als ein paar Quadratmeter für billiges Papier allemal.


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