Fische  27.12.2018

Fischerei versus Artenschutz

In 60 Prozent der Meeresschutzgebiete (MPAs) findet Schleppnetzfang statt. Das hat zum Teil erheblich negative Auswirkungen auf dort lebende Arten.

Zu diesem Ergebnis kommt eine in 'Science' publizierte Studie des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel und der Dalhousie University. Für die in 'Science' publizierte Studie wurden mehr als 700 MPAs im Bereich des Nordostatlantiks untersucht. Etwa 45 Prozent der deutschen und fast 30 Prozent der europäischen Meeresgewässer sind als Schutzgebiete ausgewiesen. Das bedeutet jedoch nicht, dass in diesen Gebieten keinerlei Nutzung wie zum Beispiel durch Fischerei stattfindet. In vielen der MPAs ist Schleppnetzfischerei erlaubt, die, laut den Forschern, erhebliche negative Auswirkungen hat.

Das Team analysierte MPAs in Gewässern der Europäischen Union rund um die Britischen Inseln, in der Nordsee, vor Frankreich und Spanien (ohne Mittelmeer). Die Analyse von Satellitendaten ergab, dass die Schleppnetzintensität in MPAs im Durchschnitt 40 Prozent höher war als außerhalb der Schutzgebiete. 'Wir zeigen, dass die Anzahl von verschiedenen Hai- und Rochenarten in Gebieten mit hoher Schleppnetzfischerei um bis 69 Prozent niedriger ist', betont Manuel Dureuil, Hauptautor der Studie von der Dalhousie University. 'Oft handelt es sich hier um Grundschleppnetzfischerei, die auch für andere Organismen negative Auswirkungen haben kann.'

'Unsere Studie zeigt, dass Meeresschutzgebiete mit Grundschleppnetzfischerei keine sicheren Häfen sind, sondern gefährdete Arten dort zum Teil stärker bedroht sind als außerhalb dieser Gebiete', erläutert Rainer Froese, Co-Autor der Studie vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. 'Damit Schutzgebiete ihren Namen verdienen, muss die Grundschleppnetzfischerei beendet werden.' Laut dem Fischereibiologen bestehe auch keine Notwendigkeit einer Befischung der MPAs. Wenn Fischbestände nachhaltig bewirtschaftet würden, dann wachsen die Bestandsgrößen und die erlaubten Fänge können leicht außerhalb von MPAs gefischt werden.

Die Wissenschaftler fordern daher, dass die Mindeststandards von MPAs dringend verbessert werden. Die Politik müsse sich auf international vergleichbare Standards unter Ausschluss der Grundschleppnetzfischerei verständigen. Zusätzlich müsse das Management von MPAs gestärkt und transparenter gestaltet werden. Nur so sei es möglich, dass Meeresschutzgebiete langfristig zu einem nachhaltigen Schutz der Meeresumwelt und bedrohter Arten beitragen werden.

pte/red


Weiter in der Web-Version mit Fotos, Videos, Links und mehr...

#Fischerei #Artenschutz #Naturschutz

Auch interessant!
Mehr Nachhaltigkeit gefordert
Die meisten US-Bürger achten beim Einkauf von Lifestyle-Produkten auf Nachhaltigkeit, obwohl sie die Ausg...

Hundertfüßler wiederentdeckt
Der in Deutschland lange für verschollen gehaltene Meeres-Hundertfüßer Strigamia maritima ist an mehreren...

Handel mit bedrohten Tieren online
Der Online-Handel mit bedrohten Tieren und aus ihnen gefertigten Produkten hat in den USA nach wie vor Ho...

Kein weißer Hai im Mittelmeer
Der Weiße Hai ist als in der Nahrungskette ganz oben stehende Spezies vor allem wegen der Einschränkung s...

Browser-Spiel für Bauern
Forscher an der Universität Linköping und der Universität Helsinki haben ein Computerspiel entwickelt,...

Elfenbein und Facebook
Illegaler Handel mit Elfenbein erreicht immer mehr die sozialen Medien und stellt den Tierschutz vor neue...

Nashorn in Vietnam bereits ausgestorben
In Vietnam ist das Java-Nashorn ausgestorben. Laut der Naturschutz-Organisation WWF war das 2010 von eine...

Illegales Affenfleisch
Rund 270 Tonnen illegales Bushmeat gelangen jährlich über die großen Flughäfen nach Europa. Eine Studie, ...

Delfin-Kalender
Ein schöner Kalender mit Fotos von wild lebenden Delfinen ist jetzt bei der Gesellschaft zur Rettung der ...