Aktuell  23.01.2020

IQ sinkt

Negative Auswirkungen durch die Belastung mit Blei und Quecksilber in der Kindheit nehmen laut einer Studie der NYU Grossman School of Medicine in den USA ab.

Verantwortlich dafür dürften die seit Jahrzehnten geltenden Beschränkungen für ihre Nutzung sein. Für die Studie wurden Blutproben von Frauen im gebärfähigen Alter und von fünf Jahre alten Kindern untersucht. Die Daten stammten von der 'National Health and Nutrition Examination Survey'. Details wurden in 'Molecular and Cellular Endocrinology' publiziert.

Trotz dieser Reduktion ist die Belastung mit diesen und anderen giftigen Chemikalien vor allem durch Flammschutzmittel und Pestizide zwischen 2001 und 2016 für mehr als eine Mio. Fälle von geistiger Behinderung verantwortlich. Da Flammschutzmittel und Pestizide wesentlich weniger Beschränkungen unterliegen, entfällt laut den Studienautoren auf sie der Großteil dieser Fälle.

Der IQ-Verlust durch giftige Chemikalien sank von 27 Mio. IQ-Punkten 2001 und 2002 auf neun Mio. IQ-Punkte 2015 und 2016. Die Forscher bewerten diesen Rückgang als positiv. Es gebe jedoch eine Besorgnis erregende Verschiebung, bei der Chemikalien das größte Risiko seien. Bei durch Giftstoffe belasteten Kindern entfielen 81 Prozent des IQ-Verlustes mit polybromierten Diphenylethern auf Chemikalien, die bei Flammschutzmitteln eingesetzt werden. Der Anteil der Organophosphorpestizide erhöhte sich im gleichen Zeitraum von 67 auf 81 Prozent.

Die analysierten Substanzen sind in Haushaltsprodukten von der Möbelpolsterung bis zum Tunfisch enthalten. Sie können sich laut den Forschern im Körper ansammeln und zur Schädigung der Organe führen. Schwermetalle und vor allem Blei und Quecksilber sind dafür bekannt, dass sie die Funktion von Gehirn und Nieren beeinträchtigen. Gemeinsam mit Flammschutzmitteln und Pestiziden können sie die Schilddrüse beeinflussen, die Hormone für die Entwicklung des Gehirns ausschüttet.

Laut Experten kann eine frühe Belastung mit jedem dieser Giftstoffe zu Lernbehinderungen, Autismus und Verhaltensproblemen führen. Den Forschern nach führte der tägliche Kontakt mit diesen Substanzen während der 16-jährigen Laufzeit der Studie dazu, dass rund 1,2 Mio. Kinder von einer Art der geistigen Beeinträchtigung betroffen waren. Insgesamt entstanden den USA durch den Verlust der wirtschaftlichen Produktivität und andere Belastungen Kosten in Höhe von 7,5 Bio. Dollar, also rund 6,7 Bio. Euro.

pte/red


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