Aktuelles  17.03.2020

Sprache und Spital

Die Sprache, die Menschen vor einem Besuch der Notaufnahme auf Facebook verwenden, verändert sich subtil.

Zu dem Fazit kommen Forscher der Stony Brook University und des Penn Medicine's Center for Digital Health. Die Experten haben die Postings der Studienteilnehmer mit ihren Krankenakten verglichen. Details wurden in 'Scientific Reports' veröffentlicht.

Bei der Auswertung der Daten hat sich unter anderem die Verschiebung zur formaleren Sprache und bzw. oder zu Beschreibungen von körperlichen Schmerzen gezeigt. Dies sagte einen Krankenhausbesuch zuverlässig voraus. Diese Studie liefert weitere Belege dafür, dass soziale Medien häufig ein nicht bemerktes Signal für medizinische Notlagen sind. Sie könnten auch helfen, besser zu verstehen, in welchen Kontext Patienten wie bei der derzeitigen COVID-19-Pandemie Hilfe suchen.

Die Forscher haben 2.915 Patienten eines städtischen Krankenhauses rekrutiert, die einwilligten ihre Facebook-Postings und ihre Krankenakten zur Verfügung zu stellen. 419 Personen waren vor Kurzem in der Notaufnahme gewesen. Die Gründe reichten von Schmerzen in der Brust bis Problemen in der Schwangerschaft. Postings von fast zweieinhalb Monate vor dem Datum des Besuchs in der Notaufnahme wurden mittels eines Modells für maschinelles Lernen analysiert, das Veränderungen im Laufe der Zeit feststellen sollte.0

Je näher der Besuch in der Notaufnahme rückte, desto häufiger ging es in den Postings um Familie und Gesundheit. Zusätzlich wurde die Sprache ängstlicher, beunruhigter und gedrückter. Informelle Sprache wie 'lol', '?' oder Kraftausdrücke wurden seltener. Laut Studienleiter H. Andrew Schwartz geht die Abnahme der informellen Sprache mit einer Zunahme der mit Angst in Verbindung stehenden Sprache Hand in Hand.

Insgesamt kam es vor der Notaufnahme zu deutlichen Veränderungen der Sprache. Es wurde weniger über Freizeit gepostet oder Internet-Slang sowie informelle Sprache verwendet. Als die Forscher den Kontext mancher Postings genauer untersuchten, bemerkten sie, dass es Hinweise auf das Gesundheitsverhalten in direktem Zusammenhang mit dem Krankenhausaufenthalt gab. In einem Posting zum Beispiel war zu lesen, dass ein Patient einen Cheeseburger und Pommes frites weniger als einen Monat vor der Aufnahme wegen Schmerzen im Brustbereich aufgrund eines Herzinfarkts gegessen hatte.

pte/red


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