Kleinkind  30.04.2020

Erziehung zur Depression

Das Erziehungsumfeld eines Kindes hat bedeutungsvolle Auswirkungen auf das spätere Risiko einer Depression.

Zu diesem Ergebnis kommen Forscher unter der Leitung der Virginia Commonwealth University und der Lund University. Die Forschungsleiter Kenneth S. Kendler und Kristina Sundquist betonen daher die Bedeutung einer fördernden Umgebung bei Kindern, die über ein Risiko verfügen.

Die Forscher haben die Krankenakten von Geschwistern und Halbgeschwistern untersucht, bei denen zumindest ein biologischer Elternteil an Depressionen litt. Diese Kinder wurden entweder von ihren biologischen Eltern oder von sorgfältig überprüften Adoptiveltern aufgezogen. Insgesamt verfügten die Kinder in adoptierten Familien über ein geringeres Risiko. Unabhängig vom Umfeld bedeuteten jedoch Episoden schwerer Depression bei den Eltern, dass auch die Kinder anfälliger für Depressionen waren.

Für die Studie wurden Daten des Swedish National Sample ausgewertet. Die Forscher identifizierten 666 Geschwisterpaare mit einem hohen Risiko. Dazu kamen 2.596 Paare von Halbgeschwistern mit einem hohen Risiko, bei dem zumindest ein Kind zu Hause aufwuchs und eines adoptiert wurde. Als hohes Risiko wurde definiert, das zumindest ein biologischer Elternteil starke Depressionen hatte. In Schweden werden Adoptiveltern sorgfältig überprüft und sehr genau ausgewählt, um sicherzustellen, dass das Kind in einem sehr guten Umfeld aufwächst.

Bei der Geschwistergruppe war das Risiko einer schweren Depression bei adoptierten Kindern um 23 Prozent niedriger als bei dem Kind, das bei der Ursprungsfamilie aufwuchs. Bei der Gruppe der Halbgeschwister war das Risiko bei adoptierten Kindern um 19 Prozent geringer. Bei beiden Gruppen verschwand die schützende Wirkung der Adoption, wenn ein Adoptivelternteil oder ein Stiefgeschwister unter schweren Depressionen litt. Das galt auch, wenn während der Kindheit oder Jugend ein Adoptivelternteil starb oder es zur Scheidung kam.

Laut den Studienautoren liefern die Forschungsergebnisse weitere Belege dafür, dass ein sehr gutes Umfeld in der Kindheit die Anzahl schwerer Depressionen bei Personen mit einem hohen familienbedingten Risiko verringern kann. Die Studie unterstützt auch Bemühungen, das Umfeld in Familien zu verbessern, die über ein hohes Risiko verfügen und damit einen Beitrag zu einer primären Prävention schwerer Depressionen zu leisten. Die Forschungsergebnisse wurden im 'American Journal of Psychiatry' veröffentlicht.

pte/red


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