Business  29.06.2020

Continental: Arbeitszeit verringern

Der deutsche Autozulieferer Continental erwägt aufgrund des Produktionseinbruchs der weltweiten Automobilindustrie durch die Coronavirus-Krise, die kollektive Arbeitszeit zu verringern.

Laut einem Bericht des 'Handelsblatt' will der Reifenhersteller dadurch und mit finanzieller Unterstützung durch den Staat eine massive Entlassungswelle verhindern. 'Im Vorstand suchen wir nach Möglichkeiten, eine Art 'Coronabrücke' zu bauen, mit der wir das Unternehmen wirtschaftlich gesund bis in das Jahr 2025 führen können. Eine Idee könnte sein, die Arbeitszeit kollektiv abzusenken, was tarifvertraglich auch möglich wäre. In einem solchen Fall wäre insbesondere für die niedrigen Tarifgruppen eine Aufstockung durch die Bundesagentur für Arbeit erstrebenswert', zitiert das 'Handelsblatt' Ariane Reinhart, Personalvorständin bei Continental.

Prognosen von Experten zufolge wird die weltweite Autoproduktion im Jahr 2020 auf etwa 70 Mio. Fahrzeuge einbrechen. Noch im Jahr 2018 lag sie bei 98 Mio. Autos. Aufgrund von massiven Überkapazitäten sind viele Standorte und Jobs in Gefahr. Die Flaute könne bis ins Jahr 2025 andauern. Die Kurzarbeit ist keine dauerhafte Lösung, denn die Bedingungen für das Kurzarbeitergeld erschweren strukturelle Veränderungen wie gezielten Stellenabbau.

Continental will deswegen mit seinen Sozialpartnern über die mögliche Senkung der Arbeitszeit sprechen. 'Was wir als Unternehmen brauchen, ist ein neuer kollektiver und branchenübergreifender Ansatz hinsichtlich der Flexibilität bei den Arbeitszeiten', so Reinhart. In absoluten Notsituationen erlaubt der Tarifvertrag eine Senkung der Arbeitszeit um bis zu 20 Prozent.

Die beiden Gewerkschaften bei Continental, die IG BCE und die IG Metall, stehen dem Vorschlag skeptisch gegenüber. Bei einer Senkung der Arbeitszeit zeigen Lohneinbußen anders als bei der Kurzarbeit ihre volle Wirkung. Für die Arbeitnehmervertretung hat die Kurzarbeit deshalb immer noch Priorität. Die Verringerung der Arbeitszeit sei ein letztes Mittel und dürfe nur zeitlich begrenzt eingesetzt werden. Auch müsste sie mit Sicherheiten für die Angestellten einhergehen.

pte/red


Weiter in der Web-Version mit Fotos, Videos, Links und mehr...

#Arbeizszeit #Continental #Wirtschaft #Arbeit #Corona

Auch interessant!
BMW: 666 (Mio. Euro Verlust)
Der bayerische Automobilhersteller BMW hat im zweiten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ei...

Markt im Corona-Minus
Der österreichische Gesamtmarkt erholt sich nach der Corona- Krise nur langsam. Der Rückgang in der Krise...

Auto-Absatz steigert sich wieder
Im Juni hat der EU-Neuwagenmarkt im Vergleich zum Vorjahresniveau ein Minus von 22 Prozent verzeichnet. D...

Corona tötet grüne Investitionen
Klimavorteile etwa durch weniger Flugverkehr sind der Silberstreif am Horizont der COVID-19-Pandemie, doc...

Wirtschaft und Lockdown
Die Lockerung der weltweiten Coronavirus-Lockdowns muss langsam und vorsichtig ablaufen, um auf lange Sic...

Branchen-Pessimismus
Die deutsche Automobilindustrie bleibt trotz kleiner Lichtblicke weiterhin sehr pessimistisch....

9% weniger BIP?
Das Coronavirus lässt die globale Wirtschaftsleistung bis Jahresende um mehr als vier Prozent einbrechen,...

Fahrzeughandel fordert Ökoprämie
Noch hält die Coronakrise den Alltag und die Wirtschaft fest im Griff. Erste Maßnahmen der Lockerung sind...