Browser  13.08.2020

Mozilla in Nöten

Der Firefox-Macher Mozilla muss wieder ein Viertel der Mitarbeiter kündigen. Die Zukunft des Browsers ist fraglich.

Mozilla kennt man vorwiegend vom Browser Firefox. Der Enkel des Netscape Navigators hat eine tolle Vergangenheit, spielt die Datenschutz-Karte auch heute noch aus und ist der im Moment einzige Grund, warum es im Browser-Bereich noch Wahlfreiheit gibt - der Mitbewerb wurde bereits durch Googles Chromium-Engine 'übernommen'. Es ist daher wichtig, dass es einen starken Firefox gibt, um nicht wieder in eine Abhängigkeit zu gelangen, wie es seinerzeit mit dem Microsoft Internet Explorer der Fall war.

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Doch eigentlich ist es das bereits. Google dominiert international den Markt, nur in unseren Breiten gibt es mit dem Mozilla-Browser noch nennenswerte Marktanteile abseits des Google-Browsers. Und selbst hier ist kaum mehr als ein zweistelliger Prozentanteil machbar. Und wenn zB. Microsofts Edge wieder an Fahrt gewinnt, dann zumeist auf Kosten von Mozilla. Edge wiederum basiert auf Chrome.

Dieses Chromium-System ist Open Source wie die ganze Stiftung von Mozilla auch, aber im Gegensatz zu Mozilla übt Google Kontrolle exzessiv aus. Mozilla ist im Besitz der Gemeinschaft, entsprechend Demokratisch und frei organisiert. Und unantastbar, zumindest so lange Geld für den Fortbestand da ist. Und das kommt vorwiegend aus dem Topf von Google, was die Sache noch einmal spannender macht. Google gibt etwas Geld von den Werbeeinnahmen ab, die mit den Suchanfragen bei Google über Mozilla-Browser gemacht werden. Google holt gegen Geld User über die Standardsuchmaschine bei Mozilla ab und lenkt sie in eigene Dienste, steigert den eigenen Marktanteil und macht sich damit von Mozilla weiter unabhängig.

Das ist teuflisch, denn die knappe halbe Milliarde, die Mozilla derzeit noch von Google bekommt, dürfte so nicht mehr zur Verfügung stehen, wenn die nächste Verhandlung im Herbst stattfindet. Und dann braucht Mozilla neue Einnahmequellen. Sonst sieht es traurig aus mit Mozilla, seinem Firefox und anderen Projekten der Stiftung. Das wäre schade - wohl auch für Google, die dann am Monopol-Pranger stehen wie damals Microsoft. Vielleicht das letzte Ass im Ärmel von Mozilla: Den Joker vor dem Kartellgericht für Google spielen und sich dafür entlohnen zu lassen.


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#Browser #Mozilla #Netscape #Microsoft #Google #Chrome #Chromium #Firefox

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