Link und Tipp  07.10.2020

Früh für das Alter lernen

Ausbildung schützt ältere Erwachsene, vor allem Frauen, laut einer Studie des Georgetown University Medical Center gegen Gedächtnisverlust.

Die Ergebnisse legen nahe, dass Kinder, vor allem Mädchen, die länger zur Schule gehen, im Alter über eine bessere Gedächtnisleistung verfügen. Das könnte Auswirkungen auf den Gedächtnisverlust bei Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen haben. Details wurden in 'Aging, Neuropsychology, and Cognition' publiziert.

Die Forscher haben das deklarative Gedächtnis von 704 älteren Erwachsenen zwischen 58 und 98 Jahren untersucht. Das deklarative Gedächtnis bezieht sich auf die Fähigkeit, sich an Ereignisse, Fakten und Wörter zu erinnern. Beispiele dafür sind, sich zu erinnern, wo man die Schlüssel hingegeben hat oder den Namen des neuen Nachbarn zu wissen.

Den Teilnehmern wurden Zeichnungen von Objekten gezeigt und einige Minuten später ihre Erinnerung daran getestet. Die Gedächtnisleistung nahm mit zunehmendem Alter ab. Mehr Ausbildung in der Kindheit wirkte diesem Verlust entgegen. Das galt vor allem für Frauen. Bei Männern war der Zuwachs an Gedächtnis in Verbindung mit jedem Jahr an Ausbildung zwei Mal so groß wie der Verlust, der während jedes Jahres des Alters erfahren wurde. Bei Frauen war dieser Zuwachs fünf Mal größer.

Das deklarative Gedächtnis einer 80 Jahre alten Frau mit einem Bachelor-Abschluss wäre zum Beispiel gleich gut wie das einer 60 Jahre alten Frau mit einer High-School-Ausbildung. Vier Jahre zusätzliche Ausbildung gleichen also den Gedächtnisverlust von 20 Jahren Älterwerden aus. Lernen erzeugt somit lernen, sagt Studienleiter Michael Ullman. Da es einfacher sei, neue Informationen beim deklarativen Gedächtnis zu lernen, wenn sie zu einem bereits vorhandenen Wissen in Verbindung stehen, sollte mehr Wissen aus mehr Bildung auch in späteren Jahren zur besseren Gedächtnisleistung führen, ergänzt Studien-Hauptautorin Jana Reifegerste.

Laut Ullman verfügen Mädchen häufig über ein besseres deklaratives Gedächtnis als Jungen. 'Ausbildung dürfte auch noch Jahre später, vor allem für Frauen, Vorteile beim Gedächtnis bringen.' Die Studie hat Personen in einer nicht westlichen Bevölkerung untersucht. Die Teilnehmer stammten aus Taiwan. Die Bandbreite der Ausbildung reichte vom völligen Fehlen bis zu akademischen Studien. Laut Ullman sind weitere Studien erforderlich, um zu testen, ob sich diese Ergebnisse generalisieren lassen.

pte/red


Weiter in der Web-Version mit Fotos, Videos, Links und mehr...

#Forschung #Hirn #Ausbildung #Bildung #Lernen #Gedächtnis

Auch interessant!
Hippo für das Hirn
Die neue Smartphone-App 'HippoCamera' von Forschern der University of Toronto soll das Erinnerungsvermöge...

Keine Gleichmacher-Uni
Ein Studienabschluss ist nicht der 'große Gleichmacher', als der er in den USA gern gehandelt wird. Zu di...

Jobs gegen Demenz
Personen mit geistig anregenden Jobs verfügen laut einer Studie unter der Leitung des University College ...

Alzheimer durch Komatrinken
Exzessiver Alkoholkonsum kann die Wahrscheinlichkeit erhöhen, an Alzheimer zu erkranken und beeinflusst d...

Vergesslich in der Menopause
Frauen mittleren Alters sind gleichaltrigen Männern in Sachen Merkfähigkeit zwar überlegen, nicht mehr je...

A, B, ... dement
Die Blutgruppe AB könnte in Zusammenhang mit Gedächtnisverlust im höheren Alter stehen. Eine Studie hat n...

Lost Highway
David Lynchs faszinierender, verstörender Alptraum aus Sex und Gewalt, in dem der Wahn Sinn macht....