Aktuell  28.04.2021

Killerspiele - eine reale Gefahr?

Amoklauf, Aggressionen, Gewalt und psychische Probleme. Immer wieder bringt man solche Dinge in Zusammenhang mit 'Killerspielen'.

Als am 26. April 2002 der ehemalige Schüler Robert Steinhäuser im Erfurter Gutenberg-Gymnasium 16 Menschen und anschließend sich selbst tötete, flammte wenig später eine Debatte auf, die den Einfluss von sogenannten Killerspielen auf die Persönlichkeit des Spielers thematisierte. In der Untersuchung wurde ans Licht gebracht, dass eben dieser Steinhäuser seit Jahren überdurchschnittlich viel Zeit mit gewaltverherrlichenden Computerspielen verbracht hatte und dies wohl mit ursächlich für den Amoklauf gewesen sein soll.

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Auch im Zusammenhang mit dem Littleton Massaker an der Columbine High School im US-Bundesstaat Colorado wurde ermittelt, dass die beiden Täter Eric Harris und Dylan Klebold begeisterte Anhänger von Ego-Shootern waren, was nach Meinung der Ermittler dazu beigetragen habe, die Hemmschwelle für Gewalt erheblich herabzusetzen.

'Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.' Dieses Zitat von Friedrich Schiller verdeutlicht, dass es dem Menschen im Blut liegt, zu spielen. Ob es sich dabei um Sport, Gesellschaftsspiele, Computerspiele oder Casinospiele handelt, ist zunächst nebensächlich. Gerade Online Casinos erleben derzeit einen gewaltigen Boom, obwohl sich die allermeisten Online Casinos in Deutschland in einer rechtlichen Grauzone befinden. Lediglich das Bundesland Schleswig-Holstein hat die rechtliche Grundlage für den legalen Betrieb von Online-Casinos geschaffen. Allerdings soll im Sommer durch einen neuen Glücksspielstaatsvertrag bundesweit Rechtssicherheit geschaffen werden. Online Casinos mit gültiger EU-Lizenz sollen dann einheitlich Spielern im ganzen Bundesgebiet zur Verfügung stehen. Auf casinovergleich.eu sind die interessantesten Anbieter übersichtlich dargestellt.

Die Gefährlichkeit von Killerspielen

Doch auch wenn übermäßiges und unkontrolliertes Glücksspiel ganz sicher auch viele Gefahren birgt, käme wohl niemand auf die Idee, Glücksspielkonsum als Ursache für Gewalttaten zu sehen. Zwar köchelt die Debatte um gewaltverherrlichende Computerspiele aktuell wieder auf sehr kleiner Flamme, allerdings hängt dies primär damit zusammen, dass seit mehr als zehn Jahren kein Amoklauf in Deutschland mehr verzeichnet wurde. Man darf getrost davon ausgehen, dass sich die Hardliner unter den Politikern beim nächsten Vorfall wieder dazu berufen fühlen, die Gefährlichkeit von 'Killerspielen' anzumahnen und allerlei Vorschläge zu deren Verbot präsentieren.

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Doch wie steht es um die Fakten? Sind diese Videospiele tatsächlich eine Gefahr? Es gibt genügend Studien, die sich mit diesem Thema beschäftigt haben. Nach Meinung des Freiburger Soziologen Klaus Neumann-Braun sind die tatsächlich nachgewiesenen Effekte von 'Killerspielen' umso geringer, je intensiver und differenzierter die entsprechenden Untersuchungen sind.

Allerdings ist die Debatte um die Gefahr so alt wie die Spiele selbst. Schon als die Videospielindustrie noch in den Kinderschuhen steckte und die Qualität der Grafik noch erbärmlich gering war, wurden Spiele auf den Index gesetzt. Natürlich darf man grundsätzlich darüber diskutieren, ob die realistische Darstellung von extremer Gewalt das Potenzial hat, psychisch labile Jugendliche negativ zu beeinflussen. Es wirkt allerdings reichlich hilflos, wenn bei jedem Vorfall reflexhaft darauf hingewiesen wird, dass gewaltverherrlichende Computerspiele die Wurzel allen Übels sind und umgehend verboten werden müssen.

Letztlich verhält es sich mit Computerspielen genau wie mit allen anderen Dingen. Die Dosis macht das Gift und manche Menschen sind durch ihre Persönlichkeitsstruktur und/oder ihres Alters anfälliger als andere. Eine Pauschalverurteilung hilft jedoch nicht weiter. Negative Effekte von 'Killerspielen' sind nämlich vor allem in Fällen nachgewiesen, in denen der Jugendliche körperliche Gewalt auch tatsächlich erfahren hat.


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