Aktuell  15.06.2021

Alzheimer und Affen

Ein neuer Behandlungsansatz bringt Immunabwehrzellen dazu, missgebildete Proteine, Beta-Amyloid-Plaquen und sogenannte Tau Tangles zu schlucken.

Ihre Ansammlung ist dafür bekannt, dass sie als Teil von Alzheimer zu einem Absterben der naheliegenden Gehirnzellen führt. Zu dem Schluss kommt eine Studie unter der Leitung der NYU Grossman School of Medicine. Details wurden in 'Brain' veröffentlicht.

Laut den Forschern haben ältere Affen bis zu 59 Prozent weniger Plaque-Ablagerungen in ihren Gehirnen, nachdem sie mit CpG ODN behandelt worden waren. Bei diesen Beta-Amyloid-Plaques handelt es sich um Proteinfragmente, die sich zusammenklumpen und an den Verbindungsstellen zwischen den Neuronen ansammeln. Die Gehirne der behandelten Tiere verfügen auch über einen Rückgang der Werte des giftigen Taus.

Laut Wissenschaftler Akash Patel zeigen die Ergebnisse, dass dieser Therapieansatz eine wirksame Möglichkeit zur Manipulation des Immunsystems in Richtung Verlangsamung der Neurodegeneration darstellt. Die Behandlung bringe auch kognitive Vorteile. Wurde älteren mit dem Medikament behandelten Affen eine Reihe von Puzzles gezeigt, schnitten sie ähnlich wie junge erwachsene Tiere und viel besser als unbehandelte Gleichaltrige ab. Zudem lernten die behandelten Affen neue Fähigkeiten zur Lösung rascher.

Frühere auf das Immunsystem abzielende Ansätze scheiterten, da die Medikamente das Immunsystem überstimulierten und so zu einem gefährlichen Ausmaß an Entzündungen führten, das Gehirnzellen abtötet. Laut Co-Senior-Autor Thomas Wisniewski umgeht der neue Ansatz diese Probleme, da die Dosen in Zyklen verabreicht werden. So kann das Immunsystem zwischen den einzelnen Dosierungen pausieren. Bei den behandelten Affen konnte keine zusätzliche Entzündung festgestellt werden.

Für die Studie wurden 15 weibliche Totenkopfäffchen zwischen 17 und 19 Jahren behandelt. Acht erhielten eine einzelne Dosis des Medikaments zwei Jahre lang ein Mal im Monat. Die anderen Tiere erhielten eine Kochsalzlösung. Die Forscher beobachteten das Verhalten der beiden Gruppen. Proben von Gehirngewebe und Blut wurden in Hinblick auf Plaque-Ablagerungen, Tau-Werte und Hinweise auf Entzündungen untersucht.

Wisniewski zufolge entwickeln so gut wie alle Totenkopfäffchen mit steigendem Alter eine Art Neurodegeneration, die Alzheimer beim Menschen ähnlich ist. Das macht sie für die Erforschung dieser Krankheit ideal. Im nächsten Schritt plant das Team Tests mit der CpG-ODN-Therapie an menschlichen Patienten mit leichten kognitiven Einschränkungen oder frühen Stadien der Demenz. Zusätzlich soll eine mögliche Anwendbarkeit bei verwandten neurodegenerativen Erkrankungen untersucht werden.

pte/red


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#Forschung #Affen #Alzheimer

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