Aktuelles  04.08.2021

China greift nach Games

Der größte chinesische Internetkonzern Tencent will die Bildschirmzeit für Minderjährige bei seinen Online-Games künftig deutlich reduzieren und es Kindern unter zwölf Jahren generell verbieten, echtes Geld für In-Game-Einkäufe auszugeben.

Damit reagiert der Konzern auf einen kürzlich erschienenen Artikel der staatsnahen Zeitung 'Economic Information Daily', in dem Gaming als 'spirituelles Opium' für Jugendliche abgekanzelt wird, das 'eine ganze Generation zerstört', wenn es nicht strenger kontrolliert und reglementiert werde.

''Spirituelles Opium' hat sich zu einer ganzen Industrie entwickelt, die mittlerweile mehrere hundert Milliarden Wert ist', zitiert 'TechXplore' aus dem betreffenden Zeitungsbeitrag. Darin wird unter anderem auf beliebte Online-Spiele wie 'Honor of Kings' verwiesen, mit denen Tencent unzählige Minderjährige regelrecht süchtig gemacht haben soll. Diese würden laut einem zitierten Studenten oft acht Stunden pro Tag vor den Bildschirmen hocken.

'Die schädliche Wirkung von Online-Spielen wird von der Gesellschaft inzwischen immer stärker erkannt', heißt es weiter im Artikel, der in diesem Zusammenhang auch ausdrücklich von 'elektronischen Drogen' spricht. Dabei sollte es doch eigentlich klar sein, dass es keiner Industrie oder Branche gestattet werden sollte, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die eine ganze Generation zerstören. Die Games-Firmen müssten ihre minderjährigen Kunden vor derartigen Gefahren beschützen. Wenn sie das selbst nicht tun will, müsse der Staat eingreifen, so das Fazit der Zeitungsmeldung.

Der Einschätzung vieler Experten zufolge könnte die Gaming-Branche tatsächlich das nächste große Ziel der chinesischen Regierung werden, was staatliche Einmischungen und Kontrollen betrifft. Dass die politische Führung in Peking in dieser Hinsicht keinen Spaß versteht, haben erst unlängst viele große Tech-Unternehmen im Land am eigenen Leib zu spüren bekommen. Sie wurden wegen ungeeigneten Inhalten auf ihren Webseiten zum Rapport zitiert und zu Geldstrafen verdonnert.

Für Tencent hat die staatliche Einmischung bereits konkrete Folgen. Denn schon kurz nach der Veröffentlichung des oben genannten Artikels stürzten die Aktien des chinesischen Internetriesen um fast elf Prozent ab. 'Diese Kritik hat einen Aktien-Ausverkauf in den Reihen der Gaming-Anbieter ausgelöst. Das zeigt, dass man Angst hat, dass in dieser Branche weiter hart durchgegriffen wird', betont 'TechXplore'.

pte/red


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#China #Internet #Games #Zensur

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