Banken  02.03.2022

Fossile Banken

Die zehn größten internationalen Banken reden zwar mittlerweile mehr über den Klimawandel. Doch ihre Nachhaltigkeits-Bemühungen konzentrieren sich meist auf den eigenen direkten Einfluss, so eine Studie der Universität Göteborg.

Die Verwendung ihres Kapitals spricht eine andere Sprache: Es steckt viel Geld in der Fossile-Brennstoff-Branche, doch der Wille, den Ausstieg durch eine Verlagerung dieses Kapitals zu finanzieren, scheint nicht gerade ausgeprägt. Klare Bekenntnisse in diese Richtung gibt es so gut wie nicht.

Das Geld spricht, so die englische Redewendung, und in Sachen Banken und mangelnder Nachhaltigkeit spricht es eine deutliche Sprache. Denn allein 2020 haben die zehn Top-Banken 495,2 Mrd. Dollar in fossile Brennstoffe gesteckt, wobei JP Morgan und Citigroup am meisten investiert haben. 'Wenn man ‘dem Geld folgen' solle, um die Schuldigen eines Verbrechens zu finden, was bedeutet das für die beträchtlichen Geldbeträge, die die Finanzindustrie in fossile Brennstoffe steckt?', fragt daher Studienautorin Åsa Löfgren, Spezialistin für Klimaökonomie.

Mit einer Kollegin hat sie analysiert, was die Jahresberichte 2015 bis 2019 der Banken zum Thema besagen. 'Die Klimawandel-bezogenen Bemühungen dieser großen Unternehmen betreffen in der Regel die direkten Auswirkungen ihrer Arbeit, etwa die Reduzierung des Stromverbrauchs ihrer Gebäude', so Löfgren. Die indirekten, aber signifikanten Auswirkungen der Emissionen ihrer Kunden werden kaum angesprochen, geschweige denn Maßnahmen dagegen zugesichert. 'Das Fehlen von Bekenntnissen könnte auf ein Fehlen kritisicher Reflektion über ihre Verantwortung, den Klimawandel zu finanzieren, hindeuten', meint die Ökonomin.

'Was wir brauchen, sind wirksame Richtlinien, die auf die Banken-Branche abzielen', sagt daher Löfgren. Das Team empfiehlt beispielsweise, dass klimabezogene finanzielle Offenlegungen auf die Klimaauswirkungen der Banken in Bezug auf ihre Kundenfinanzierung abzielen sollte. Nötig seien auch klare Regeln, wie Banken Klimaauswirkungen auf gut vergleichbare Art in Bezug auf Kreditfinanzierungen messen und reduzieren sollten.

Eine mögliche Schwäche der Studie ist, dass die Forscherinnen nur Jahres-, aber keine speziellen Nachhaltigkeitsberichte oder Ähnliches analysiert haben. Doch betonen sie, ein Jahresbericht sei 'eine der besten Möglichkeiten, um sich einen Gesamtüberblick über die Prioritäten eines Unternehmens zu verschaffen und darüber, was das Unternehmen in der Öffentlichkeit darstellen möchte'.

pte/red


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#Banken #Investitionen #Klima

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