#jetzt  07.03.2022

Corona-Zahlen und Verhalten

Werden Daten zu COVID-19 auf eine bestimmte Art und Weise präsentiert, kann das beeinflussen, wie ernst Menschen die Pandemie nehmen.

Das wiederum wirkt sich dann auf ihr Verhalten aus, wie eine Studie der University of Toronto Scarborough zeigt. Die Studie hat zwei häufig eingesetzte Arten von Daten untersucht: Bestandsdaten, die gesamte Zahl von Erkrankungen seit Beginn der Pandemie, und Bewegungsdaten, also die Zahl der neuen täglichen Erkrankungen. Die Forscher haben nachgewiesen, dass Personen die Pandemie als gefährlicher einstufen und mehr Anlass zur Vorsicht sehen, wenn die Gesamtzahl an Fällen dargestellt wird.

Laut Co-Autor Sam Maglio können bereits geringe Unterschiede bei der Darstellung der Daten sich darauf auswirken, für wie gefährlich Menschen die Pandemie halten. Um diesen Effekt zu testen, wurden den Studienteilnehmern entweder die gesamte Anzahl der Fälle seit dem Beginn der Pandemie gezeigt oder die täglichen neuen Fälle. Sie wurden ersucht, dass derzeitige Risiko in Zusammenhang mit der Pandemie einzuschätzen und wie es ihr Verhalten beeinflussen würde. Dazu gehörte die Bereitschaft, ein Restaurant zu besuchen oder Masken zu tragen.

Da sich Bewegungsdaten verändern, aber Bestandsdaten immer höher werden, führen letztere dazu, dass die Pandemie ernster genommen wird. 'Sieht man, wie eine Zahl immer weiter steigt, wird man aufmerksam und denkt über das eigene Infektionsrisiko nach', so Maglio. Es sei dieser konstante Anstieg, der die Bestandsdaten der COVID-Fälle für Menschen so zwingend macht. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass das Präsentieren der Gesamtzahlen dazu führt, dass die Menschen die Pandemie ernst nehmen und vorsichtig sind. Dauernd so vorzugehen, wäre jedoch nicht ehrlich. Wird zum Beispiel die Gesamtzahl der Erkrankungen gezeigt, während die täglichen Infektionen anhaltend gering sind, zeichnen die Daten nicht das vollständige Bild der Pandemie, heißt es.

Werden den Menschen aber hohe Zahlen präsentiert, so der Forscher, Millionen von Fällen also, können die Zahlen auch abstrakt werden. Geschieht das immer wieder, kann es auch zu einer Desensibilisierung kommen. Eine wirksame Möglichkeit, um Aufmerksamkeit zu erzielen, wäre laut dem Experten, die Gesamtzahl gemeinsam mit einer konkreten Zahl der gerade im Krankenhaus behandelten Patienten zu präsentieren. Die Studie zeigt vor allem, dass bereits kleine, subtile Interventionen das Verhalten verändern können. Man müsse sich dessen bewusst sein. Es gebe keine neutrale Möglichkeit, Daten zu präsentieren. Details wurden im 'Journal of Experimental Psychology' veröffentlicht.

pte/red


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