Kinderwunsch  28.04.2022

Medikamente: Mutter und Fötus?

Die Belastung eines Kindes im Mutterleib durch Medikamente gegen Epilepsie oder Depressionen könnte die Entwicklung der Gehirnnetzwerke des Neugeborenen beeinflussen.

Zu diesem Ergebnis kommt das BABA Center, eine Forschungseinrichtung der University of Helsinki und des New Children's Hospital des HUS Helsinki University Hospital. Für die Studie haben die Forscher neue mathematische Methoden entwickelt, um Auswirkungen häufig eingesetzter Medikamente oder anderer Umweltbedingungen auf das Gehirn von Neugeborenen zu untersuchen.

Für die Studie wurde die elektrische Hirnaktivität während des Schlafs mittels EEG überwacht. Die kortikalen Netzwerkeigenschaften wurden mittels fortgeschrittener mathematischer Verfahren berechnet. Laut Forschungsleiter Anton Tokariev war es bereits in früheren Studien gelungen zu zeigen, dass Veränderungen der kortikalen Aktivität während der Schlafstadien wichtige Infos zum neurologischen Zustand eines Kindes liefern. Es zeigte sich, dass die Belastung mit Antiepileptika und Antidepressiva während der Fetalperiode zu ausgedehnten Veränderungen in den kortikalen Netzwerken führt.

Diese Auswirkungen dürften für Art der Belastung mit Medikamenten spezifisch sein. Bei den Antidepressiva waren die Auswirkungen in den lokalen kortikalen Netzwerken deutlicher ausgeprägt. Im Gegensatz dazu hatte die Belastung mit Antiepileptika medikamentenspezifische Auswirkungen auf die Netzwerke des gesamten Gehirns. Beide Arten von Medikamenten beeinflussten Hirnnetzwerke, die auf die Veränderungen der Schlafstadien reaktiv sind. Laut der pädiatrischen Neurologin Mari Videman vom HUS Helsinki University Hospital ist bei den Ergebnissen klinisch signifikant, dass manche EEG-Ergebnisse in einem Zusammenhang mit der nachfolgenden neupsychologischen Entwicklung stehen. 'Stärkere Veränderungen in neuronalen Netzwerken sagten eine größere Abweichung der Entwicklung im Alter von zwei Jahren voraus', so Videman.

Den Experten nach ist es von besonderer Bedeutung, dass die EEG-basierten Maßstäbe ein Fenster zu jenen Mechanismen eröffnen, die zwischen den neuronalen Zellen agieren. Das führe zu der Möglichkeit, die bei Kindern beobachteten Ergebnisse mit Forschungen zu vergleichen, die mit Tiermodellen durchgeführt wurden. Eine derartige translationale Arbeit ist nötig, um die mechanistischen Grundlagen der Auswirkungen der Medikamente zu verstehen.

Zum Beispiel ist eine identische Studie mit Tieren erforderlich, um zu untersuchen, wie sich die Menge oder das Timing der mütterlichen Medikamenteneinnahme auf die Gehirnfunktion des Kindes auswirkt. Die Forschung könnte aber weit über diesen Bereich hinausgehen, so die Fachleute. Die Ernährung der Mutter und ihre allgemeine körperliche Verfassung könnten wie eine Vielzahl anderer Umweltfaktoren ein Thema sein. Details wurden in 'Frontiers in Neuroscience' veröffentlicht.

pte/red


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