Wirtschaft  03.08.2022

USA: Langsameres Wachstum

Ähnlich wie in anderen Ländern ist auch in den USA das wirtschaftliche Wachstum des Verarbeitenden Gewerbes im Juli im dritten Monat in Folge gesunken.

Schuld daran ist die sinkende Binnennachfrage aufgrund der hohen Inflation. Allerdings ist ein Ende abzusehen, denn der ISM-Preisindex fiel um 18,5 Punkte auf 60 Prozent, wobei ein viel höherer Anteil der Unternehmen über fallende Preise berichtet, wie eine aktuelle Umfrage des Institute for Supply Management zeigt. Es war der viertgrößte Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen. Der Index liegt seit fast zwei Jahren über 60 Prozent.

Der 'Purchasing Managers Index', auch 'ISM Manufacturing Index' genannt, ist der wichtigste und verlässlichste Frühindikator für die wirtschaftliche Aktivität in den USA. Inmitten eines angespannten amerikanischen Arbeitsmarktes haben sich auch die Einstellungen den dritten Monat in Folge eingetrübt. Gleichzeitig berichten die Unternehmen von geringeren Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen. Es gebe auch keine Anzeichen von Entlassungen. Aber Unternehmen haben weiterhin Lieferschwierigkeiten, da sie anhaltende Probleme haben, Materialien zu erhalten.

'Der US-amerikanische Fertigungssektor expandiert weiter, wenn auch im Juli etwas langsamer, da die Auftragseingangsraten weiter schrumpfen, sich die Lieferantenlieferungen verbessern und die Preise auf ein akzeptables Niveau sinken', sagt Timothy Fiore, der für die Erhebung des Indexes verantwortlich ist. Tatsächlich sank der Index der Auftragseingänge um 1,2 Punkte auf 48 Prozent, was eine Verlangsamung signalisiert, und die Produktion sank noch etwas mehr, wächst aber weiter.

'Die Vorlaufzeiten bleiben auf einem erhöhten Niveau, und die fundamentalen Rohstoffpreise veranlassen die Käufer weiterhin, an der Seitenlinie zu bleiben', so Fiore. COVID-19-Lockdowns in China und Russlands Krieg in der Ukraine hätten zudem Engpässe verschärft, den globalen Inflationsanstieg, insbesondere für Energie, angeheizt und die Federal Reserve der USA dazu veranlasst, die Kreditkosten aggressiv zu erhöhen.

UK in der Krise

Mit der höchsten Rate seit Mai 2020 sind im Juli Produktion und Auftragseingänge in Großbritannien gefallen und haben den niedrigsten Stand seit Beginn der COVID-19-Pandemie erreicht, die zu einem weitverbreiteten Shutdown der Wirtschaft führte. Gleichzeitig ging der CIPS UK Manufacturing Purchasing Managers' Index (PMI) des New Yorker Finanzdienstleisters S&P Global im vergangenen Monat auf 52,1 zurück. Im Juni lag er noch bei 52,8.

Damit scheint alles Negative auf einmal zu kommen. Denn britische Arbeitnehmer müssen derzeit den größten Gehaltseinbruch seit über zwei Jahrzehnten wegstecken. Und bereits jedes fünfte Kleinunternehmen im Land steht vor dem Abgrund. Eine Umfrage der Lloyds Bank unter Unternehmern hat zudem ergeben, dass die Hersteller von der steigenden Inflation hart getroffen werden.

Dass die Exporte rückläufig sind, liegt laut Wirtschaftsforschern unter anderem an anhaltenden Problemen mit dem Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Union. 'Der Rückgang der Auftragseingänge ist mit der Krise der Lebenshaltungskosten, der schwachen Inlandsnachfrage, der Unsicherheit der Kunden, dem wärmeren Wetter als üblich und den geringeren Einnahmen aus dem Exportgeschäft verbunden', so die Autoren. Es scheinen Gegenmaßnahmen geplant zu sein. Immer mehr Ökonomen glauben, dass die Bank of England die Zinssätze am 4. August um 50 statt um 25 Basispunkte anheben wird. Damit soll verhindert werden, dass sich der jüngste Anstieg der Inflation auf 9,4 Prozent verfestigt.

pte/red


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