Aktuell  24.08.2022

Arm ohne Abtreibung

Jede staatliche Abtreibungsbeschränkung reduziert das Einkommen von Frauen im gebärfähigen Alter um fünf Prozent.

Das zeigt eine Untersuchung von Forschern der Charles Widger School of Law an der Villanova University und der Wharton School der University of Pennsylvania. Die Fachleute haben fast vier Mio. Daten aus der aktuellen Bevölkerungsumfrage des US Census Bureau sowie rund 1.300 Abtreibungsbeschränkungen von 1974 bis 2016 berücksichtigt, um deren Auswirkungen zu bestimmen.

Vier Modelle zeigen, dass jedes weitere Gesetz, das für eine gezielte Regulierung von Abtreibungsanbietern steht, mit einem Rückgang des Gesamteinkommens von Frauen im Alter von 20 bis 45 Jahren um 4,9 bis 6,5 Prozent im Vergleich zur Gesamtbevölkerung verbunden ist.

Die so genannten TRAP-Gesetze ('Targeted restrictions on abortion providers') schränken den Zugang zu Abtreibungen ein, indem sie den Anbietern im Namen der Patientensicherheit belastende und einschränkende Maßnahmen auferlegten. Dazu kann die Anwendung von Standards für ambulante chirurgische Zentren in Kliniken oder die Festlegung von Anforderungen an die Flurbreite oder Raumgröße gehören.

Frauen, die gezwungen sind, eine ungewollte Schwangerschaft auszutragen, fallen vier Mal so häufig in Armut und sind mit höheren Jobverlusten und einem geringeren Einkommenspotenzial konfrontiert, so die Forscher. Dieses Ergebnis widerspricht den Argumenten etwa des Bundesstaats Mississippi, der ein TRAP-Gesetz damit begründet, dass der Zugang zu Abtreibung für die wirtschaftliche Stärkung von Frauen nicht wichtig sei und dass Zwangsschwangerschaften die volle Teilhabe von Frauen am sozialen Leben nicht behindern. Erzwungene Mutterschaft ist eindeutig ein Werkzeug der wirtschaftlichen und sozialen Unterdrückung, sagen dagegen die Forscher. Selbst Frauen, die nicht schwanger sind, verlören durch derartige Gesetze an Lebensoptionen.

pte/red


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