Aktuelles  29.08.2022

Netzsperre zerstört Infrastruktur

Eine aktuelle Sperre eines Cloud-Anbieters durch Urhebervertreter, die österreichische Gerichte durchgewunken haben, blockiert größere Teile des legalen Internets. Sperren im Internet zeigen sich einmal mehr als untaugliches Mittel zur Rechtsdurchsetzung.

Während bisherige Sperren bestimmte Domainnamen betroffen haben und selbst da mehr als fragwürdig sind, ist das Overblocking beim Sperren von IP-Adressen besonders vielfältig und damit schädlich. IP-Adressen werden nämlich in der Regel nicht nur durch einen Anbieter benutzt, hinter einer Adresse eines Servers befinden sich typischerweise viele Angebote - neben potentiell illegalen auch viele legale. Dass Sperren dabei ohnehin nichts bringen, weil man sie durch andere DNS oder VPN-Dienste leicht umgehen kann, gleichzeitig aber als Netz-Zensur auch daran hindern, legale Inhalte aufzurufen, sei nur im Nebensatz bemerkt.

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Getroffen hat die aktuelle Sperrliste für Provider in Österreich, die vielfach einfach ungeprüft übernommen wird, Cloudflare, ein Content Delivery System, das weit verbreitet ist. Viele Websites und Onlinedienste setzen auf dieses Angebot, welches ein schnelleres Laden einer Website sicherstellt. Durch das Sperren von IP-Adressen von Cloudflare dürfte einer der Kunden dort blockiert werden sollen, während eine große Menge weiterer Kunden von Cloudflare als Kollateralschaden gleich mit gefiltert wurden. Und das bei vielen der großen Provider, also vermutlich bei den meisten Usern in Österreich. Betroffen sind auch viele Shops, die damit keinen Umsatz mehr im Internet machen konnten.

In Österreich müssen Sperrungen aufgrund der Gesetzeslage durch die Provider durchgeführt werden. Diese eher seltenen Maßnahmen sollen Rechteinhabern die Möglichkeit geben, Inhalte 'aus dem Internet zu nehmen'. Problematisch dabei ist es jedoch auch, dass damit die Inhalte nicht aus dem Netz verschwinden, sondern eben nur innerhalb Österreichs unsichtbar werden (sollen). Und nicht einmal das geschieht, wie oben angemerkt - es handelt sich also eigentlich nur um eine überzogene Maßnahme mit enormen Schadenspotential, die den eigentlichen Problemfall nicht behebt. Die Politik muss hier schleunigst nachbessen und Rechtssicherheit schaffen.


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