Twitter  28.10.2022

Musk rührt bei Twitter um

Die Übernahme fand nach gerichtlichem Geplänkel nun doch statt, Elon Musks erste Aktionen deuten auf nachhaltige Neuausrichtungen bei Twitter hin.

Twitter ist bei uns ein Nischenprodukt, die Twitteria elitär und sonderbar. In den USA und einigen anderen Ländern ist Twitter aber bedeutsamer und mehr ein 'Facebook' mit breiteren Zielgruppen-Schichten. Die Übernahme von Twitter durch Elon Musks Konsortium hat dort natürlich höhere Wellen geschlagen.


Erfolg und Nischen von Twitter Twitter kam als sprödes und auf Kurznachrichten (tweets) spezialisiertes Social Network an den Start - eine Mischung aus SMS-Schleuder mit Social Network-Funktionen in einer technisch unhandlichen Oberfläche verpackt. Als das hatte es eher technisch versierte 'nerdige' User, wurde dann aber ausgebaut und zugänglicher gemacht. Die von der Öffentlichkeit etwas abgeschirmte Form blieb, denn aktiv netzwerkend teilnehmen tun hier eher wenige User.

Und das hat in einigen Bereichen den Vorteil von Twitter ausgemacht - denn man konnte da gut 'unter sich' bleiben. Zu nennen sind hier neben Presse und Politik etwa auch Erotik-Darsteller. Letztere fanden in Twitter eine nicht zensierte Plattform wieder, die in den prüden USA trotzdem ausreichend verbreitet war - also eine wirtschaftlich spannende Kombination. Und noch eine Besonderheit gab es in der Nutzung: Twitter bot sich der Wissenschaft als Spielwiese an - nicht nur für die Kommunikation, auch als Betrachtungsobjekt. Da tweets öffentlich waren und Twitter den Zugriff auch für automatisierte Verarbeitung nur wenig eingeschränkt hat, sind die meisten Social Media Studien über Twitter durchgeführt worden.


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Als noch unabhängiges, freies Social Network war Twitter aber auch über die USA hinaus halbwegs beliebt und wichtig, um einen Gegenpol zu den Konzernen zu schaffen. Twitter ist schließlich überall gut verfügbar, kommt ohne starke Zensur und Filterung aus und meidet weitgehend Bewertungen und Reihungen abseits des Userwunsches. Das steht nun auf dem Spiel, auch wenn Elon Musk gerade diese Argumente der Meinungsfreiheit rund um die Übernahme postuliert.

Prominentes Beispiel ist Donald Trump, der von Twitter geflogen ist. Nicht jedoch, wie es der rechte Mob sagt, wegen Zensur seiner Meinung, sondern wegen den Angriffen gegen die Demokratie und den Staat. Dass Trump sein Sprachrohr dort abgeben musste war dem Aufruf und der Unterstützung der gewaltsamen Aktionen geschuldet, nicht einer linken Zensurpolitik.

Elon Musk möchte Trump seine Stimme zurückgeben. Und der rechten Extremisten-Gesellschaft die Plattform. Und das könnte Twitter wirklich abdriften lassen, für andere zur Zumutung werden lassen, die man meiden muss. Eine zerstörerische Kraft, die eigentlich auch Investoren erkennen müssten. Der Ernst hinter der Absicht ist auf jeden Fall deutlich, in den ersten Amtshandlungen an der Spitze von Twitter hat Musk gleich die Zuständige für Fake News und Hassrede gefeuert. Und Firmen- und Finanzchef gleich dazu, Elon Musk übernimmt selbst die Posten.

Elon Musk höchstpersönlich wird Twitter auch wieder frei nutzen können. Nachdem die im Raum stehenden Kursmanipulationen - nicht nur Twitter selbst und die Bitcoin-Crypto-Spiele von Musk waren Thema - seinen Handlungsspielraum auf der Plattform beschränkt haben, wird es unter eigener Führung wieder 'freie Rede' haben. Seine wirtschaftlichen Gegner und Mitbewerber können schon zittern...


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#Twitter #Übernahme #Elon Musk #Donald Trump

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