Tipp  15.02.2023

Irritierendes Flüstern

Mehr als 50 Prozent der Teilnehmer von Online-Konferenzen sind abgelenkt, wenn die Mikrofone anderer Besprechungsteilnehmer eingeschaltet sind, ohne dass gesprochen wird.

Über 60 Prozent können sich nicht konzentrieren, wenn Flüstern und andere Geräusche im Hintergrund zu hören sind. Dies zeigt eine neue Umfrage des Online-Meeting-Spezialisten ClickMeeting.

Als weitere Ablenkungsfaktoren haben die Befragten in der Umfrage genannt: ausgeschaltete Kameras (25 Prozent), Situationen, in denen der Moderator nicht in die Kamera schaut (22 Prozent), ein unpassender Bild-Hintergrund des Moderators (20 Prozent) und die Kleidung des Moderators (zwölf Prozent).

'Online-Veranstaltungen und -Meetings sind zu einem festen Bestandteil unserer Realität geworden. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Teilnehmer solcher Meetings im Laufe der Zeit begonnen haben, nach Regeln für die Online-Etikette zu suchen', so Martyna Grzegorczyk, Communications & Outreach Manager bei ClickMeeting.

Zu den am häufigsten genannten Faktoren, die die Teilnehmer an Online-Sitzungen ablenken, gehört das Fehlen von vorbereiteten Materialien seitens des Moderators. Interessanterweise geben gleichzeitig 70 Prozent der Befragten an, dass sie selbst die benötigten Unterlagen vor jeder Sitzung vorbereiten. Gleichzeitig überprüfen 60 Prozent der Befragten vorab, ob ihre Geräte ordnungsgemäß funktionieren.

Schreiend schlechtes Bild

Wer merkt, dass er wie wild schreit und gestikuliert, wenn andere ihn während eines Zoom-Anrufs nicht hören können, ist nicht allein. Je mehr sich die Videoqualität eines Online-Meetings verschlechtert, desto lauter beginnen Menschen zu reden, haben Forscher der Radboud Universiteit und des Max-Planck-Instituts für Psycholinguistik herausgefunden. Details wurden im Fachblatt 'Royal Society Open Science' publiziert.

'Wenn wir uns über Zoom oder Skype unterhalten, verwenden wir einige der gleichen Taktiken, wie wir es in der realen Welt tun, um uns Gehör zu verschaffen', sagt James Trujillo, Kognitionswissenschaftler an beiden wissenschaftlichen Einrichtungen. 'Wenn Sie mit jemandem in einer belebten Gegend mit vielen Hintergrundgeräuschen reden, verwenden Sie normalerweise Gesten, um ihre Sprache zu unterstützen, und Sie fangen an, lauter zu sprechen.'

Und Trujillo weiter: 'Bei einem Videoanruf sind alle Probleme, die es den Menschen erschweren, sich gegenseitig zu verstehen, in der Regel auf technische Schwierigkeiten zurückzuführen. Wir neigen jedoch immer noch dazu, Methoden aus der realen Welt zu verwenden, um diese Probleme zu bewältigen.' Um dem Phänomen auf die Spur zu kommen, haben Trujillo und seine Kollegen Videoanrufe zwischen 20 Teilnehmerpaaren organisiert. Sie saßen in getrennten Räumen und wurden aufgefordert, 40 Minuten lang ein lockeres Gespräch zu führen. Im Laufe des Anrufs verschlechterte sich die Qualität des Videos in zehn Schritten, von sehr klar bis extrem verschwommen.

Als sich die Videoqualität verschlechterte, reduzierten die Teilnehmer ihre Arm- und Körperbewegungen ein wenig. Als die Qualität jedoch weiter abnahm, begannen die Bewegungen zuzunehmen, ehe sie auf einem hohen Niveau stagnierten. Die Lautstärke nahm gleichzeitig um bis zu fünf Dezibel zu - das ist fast eine Vervierfachung. Selbst als die Bildqualität so stark abnahm, dass sich die Teilnehmer kaum noch sehen konnten, gestikulierten und brüllten sie weiter. Einige Forscher glauben, dass Gesten nur eine Ergänzung beim Sprechen sind. 'Unsere Ergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass Sprache und Gesten zwei Kommunikationskanäle sind, die eng miteinander verbunden sind', so Trujillo.

pte/red


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#Videokonferenz #Sprache #Mikrofon #Flüstern

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