Aktuell  27.07.2023

KI statt Schauspieler und Autoren

Unterhaltungskonzerne wie Netflix wollen weiter kräftig in die umstrittene KI-Technologie investieren.

Das zeigt eine aktuelle Stellenausschreibung für die Position eines KI-Produktmanagers beim Streaming-Giganten, die mit 900.000 Dollar (rund 812.768 Euro) Gehalt pro Jahr vergütet wird. Die Offensive wird von Beobachtern als unpassend angesehen. Denn aktuell protestieren Schauspieler und Autoren gegen den vermehrten Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI).

'Das Job-Board des Streaming-Anbieters beinhaltet gegenwärtig eine Position als Produktmanager - Machine-Learning-Plattform. Es weist für die Stelle ein Gehalt aus, das typischerweise zwischen 300.000 und 900.000 Dollar liegt', berichtet 'Engadget'. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem sich ganz Hollywood versammelt habe, um gegen KI zu protestieren und viele Schauspieler mit nicht mehr als 200 Dollar pro Tag über die Runden kommen müssten.

'Also, ein Soldat in ihrer gottlosen KI-Armee verdient 900.000 Dollar pro Jahr. Mit diesem Geld könnten sich 35 Schauspieler und ihre Familien für eine Krankenversicherung qualifizieren', meint etwa der US-Schauspieler, Komiker und Drehbuchautor Rob Delaney. Die Tatsache, dass Netflix diesen Job gerade jetzt ausschreibe, sei 'einfach nur makaber': 'Ich kann versichern, dass es in dieser Branche genug Geld gibt. Es ist nur eine Frage der Prioritätensetzung.'

Seit dem 24. Juli steht in Hollywood alles still. Wochenlang hatten zuvor die Schauspielgewerkschaft Screen Actors Guild of America - American Federation of Television and Radio Artists und der Verband der TV- und Filmstudios, die Alliance of Mitoon Picture and Television Producers, vergeblich verhandelt. Dabei ging es nicht nur um höhere Löhne, sondern auch um den Umgang mit KI.

Während Autoren fürchten, dass Sprachmodule wie ChatGPT bald ganze Drehbücher schreiben, kämpfen Schauspieler um das Recht am eigenen Bild. Moderne KI-Algorithmen eröffnen Studios die Möglichkeit, das eingescannte Abbild eines Darstellers beliebig zu nutzen. 'Eine neue Art der Ausbeutung in der hart umkämpften Filmbranche', warnen die Gewerkschaften und wollten daher im Tarifvertrag möglichst faire Weichen für eine KI-betonte Filmproduktion stellen.

KI auch statt Redakteure

Google ist mit seinem neuen KI-Tool unter dem Arbeitstitel 'Genesis' in den Nachrichtenredaktionen angekommen. Es soll Journalisten dabei 'helfen' Artikel zu verfassen. Das Unternehmen hat seine Software, die tatsächlich Nachrichtenberichte verfassen können soll, bereits bei der 'New York Times', der 'Washington Post' und der 'News Corp' untergebracht, der das 'Wall Street Journal' gehört.

Das Tool erstellt Nachrichteninhalte, die auch Details von momentanen Ereignissen enthalten. Diese Anwendung wurde bisher als ein Tool positioniert, das an der Seite der Journalisten arbeitet, anstatt sie zu ersetzen. Laut einem Unternehmenssprecher könnte die Künstliche Intelligenz (KI) mit Vorschlägen zum Schreibstil unterstützen oder Optionen für Schlagzeilen anbieten. Damit würde eine gewisse Ähnlichkeit mit Autosuggestion-Tools bestehen, die es bereits bei Gmail oder Google Docs gibt.

Die Alphabet-Tochter stellt Journalisten eine Wahlmöglichkeit zur Verfügung, die ihre Arbeit und Produktivität verbessert. Berichte, dass das neue Tool Nachrichtenberichte kuratieren wird und Nachfragen nach den Unterschieden zu anderen Schreibassistenten wie 'Grammarly' wurden nicht kommentiert. Personen, die Demonstrationen von Genesis bei 'The Times' gesehen haben, zeigen sich beunruhigt, da die Anstrengung, die für die Erstellung von korrekten Berichten bisher von den Journalisten aufgewendet, als selbstverständlich vorausgesetzt wurde.

Laut dem aktuellen 'State of The Media Report' sind Journalisten durch diese neue Entwicklung verunsichert - insbesondere in Bezug auf Voreingenommenheit, Plagiate, Verlust an Glaubwürdigkeit und Fake News. Für diese Studie wurden 3.100 Journalisten in 17 globalen Märkten befragt. 58 Prozent sorgen sich um die Richtigkeit der erstellten Artikel. 27 Prozent sehen sich der Herausforderung gegenüber sicherzustellen, dass sie eine vertrauenswürdige Quelle für Nachrichten bleiben.

pte/red


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