03.07.2001

Aus für Normalbenzin

Normalbenzin soll nach dem Willen der EU-Kommission bis zum Jahr 2005 aus den Zapfsäulen verschwinden. Das EU-weite Verbot von Sprit mit 91 Oktan soll die Luft sauberer machen. Die Umweltschutzorganisation Grenpeace sieht das allerdings ganz anders.

Die Zahl der Autos, die noch mit Normalbenzin fahren, gehe ohnehin stetig zurück. Die deutsche Bundesregierung hat angekündigt, das Verbot verhindern zu wollen. Die Regierung werde bei der Kommission in Brüssel bei der Überarbeitung der EU-Kraftstoffrichtlinie darauf drängen, dass die bestehende Ausnahmeregelungen für Normalbenzin auch nach 2005 möglich seien, sagte ein Sprecher des deutschen Wirtschaftsministeriums am Donnerstag.

Der Kommissionsplan, dem das Europa-Parlament und die Mitgliedsstaaten noch zustimmen müssen, ist nach Angaben der Sprecherin 'nichts Neues'. Im Parlament soll die Initiative voraussichtlich im November beraten werden, frühestens im Dezember käme sie in den Ministerrat. Der voraussichtliche Berichterstatter im EU-Parlament, Bernd Lange, kündigte auf Anfrage eines Journalisten an, er sehe umweltpolitisch 'keine Begründung' für das Verbot und werde sich dagegen einsetzen.

Normalbenzin spielt zwar am gesamten EU-Markt nur mehr eine untergeordnete Rolle, ist aber in einzelnen Märkten, vor allem in Deutschland und Österreich, noch mit einem Anteil von etwa einem Drittel wichtig. In Deutschland sind es 9,5 Mill. t bei einem Gesamtverbrauch von 29 Mill. t. In Österreich wurden 1999 laut Jahresbericht des Verbandes der Mineralölwirtschaft 2,04 Mill. t Benzin verbraucht, davon 635.661 t Normalbenzin. Der Verbrauch an Normalbenzin in Österreich ist aber deutlich rückläufig.

Die von einem Normalbenzinverbot betroffenen deutschen Autofahrer müssten nach Berechnungen des deutschen Verbandes im Jahr bei einem Preisunterschied von vier bis fünf Pfennig je Liter insgesamt rund 500 Millionen Mark (3,5 Mrd. S/250 Mill. Euro) mehr zahlen. Umgelegt auf Österreich ergäbe sich bei einem Preisunterschied von Normal- zu Superbenzin von 15 g pro Liter Mehrkosten durch das Verbot von Normalbenzin für die Autofahrer von größenordnungsmäßig 125 Mill. S.

Greenpeace dagegen
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hält nichts von einem Normalbenzinverbot. 'Das ist unsinnig. Normalbenzin ist unter Umweltgesichtspunkten sogar weniger problematisch als Superbenzin', sagte Greenpeace-Kfz-Experte Wolfgang Lohbeck. In Superbenzin sei der Anteil von Krebs erregenden oder -verdächtigen Stoffen wesentlich höher.

sch


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