Währungen  27.09.2023

China geht in die Krise?

Es könnte so ausgehen wie in Japan vor 30 Jahren: China droht eine lange Krise.

'Die Ähnlichkeiten zwischen dem heutigen China und Japan Ende 1991 sind unheimlich stark.' Zu dem Schluss kommt Tim Harcourt von der University of Technology, Sydney. Japans damaliges phänomenales Wirtschaftswachstum sei durch eine Mischung aus staatlichen Investitionen, billigen Arbeitskräften und exportorientiertem Wachstum sowie durch etwas anderes, das damals nicht ausreichend gewürdigt wurde, vorangetrieben worden: die kontinuierlich steigenden Immobilienpreise.

Als diese inmitten von Schuldenbergen einbrachen, sei Japans Wirtschaft katastrophal abgestürzt. 'Dies war ein Jahrzehnt, in dem die Wirtschaft trotz extrem niedriger Zinssätze kaum wuchs, und es ging in ein zweites verlorenes Jahrzehnt über, in dem die Wirtschaft kaum wuchs, obwohl die Zinssätze in den negativen Bereich abgerutscht waren', so Harcourt.

Einige der Ähnlichkeiten zwischen China heute und Japan in den frühen 1990er Jahren seien zu offensichtlich, um sie zu ignorieren. Auch Chinas schnelles Wachstum habe zu einem Anstieg der Verschuldung geführt, sowohl im Unternehmenssektor als auch bei den lokalen Regierungen. 'So, wie Japan während seiner Krise mit unproduktiven Zombie-Unternehmen zu kämpfen hatte, steht China vor einer ähnlichen Herausforderung mit staatseigenen Unternehmen, die trotz hoher Schuldenlast weiterarbeiten und auf staatliche Unterstützung angewiesen sind', zieht Harcourt die Parallele.

Bei den Finanzinstituten sei es ähnlich. Chinas Bankensektor sei, wie der Japans in den 1990er Jahren, stark von notleidenden Krediten betroffen. Einige der japanischen Banken hätten damals nur dank der vom Steuerzahler finanzierten Rettungsaktionen überlebt. Auch das sich verlangsamende Wirtschaftswachstum in China habe ein Vorbild in Japan. Seit der COVID-19-Pandemie habe es stets unter fünf Prozent gelegen, davor selten unter zehn Prozent. 'Das erhöht für China die Aussicht auf Rückgänge in Richtung null - wie es in Japan in seinen verlorenen Jahrzehnten immer wieder der Fall war.'

Zudem nennt Harcourt die alternden und schrumpfenden Bevölkerungen in beiden Ländern. Im Fall Chinas seien die Ursachen die begrenzte Einwanderung und der Folgen der Ein-Kind-Politik, und im Fall Japans ebenfalls die begrenzte Einwanderung, kombiniert mit einem Rückgang der Geburtenrate auf deutlich unter das Reproduktionsniveau. In Japan ist der Anteil der Bevölkerung ab 65 Jahren seit 1980 von acht auf 30 Prozent gestiegen, in China von vier auf 14 Prozent.

'China kann aus den schmerzhaften Erfahrungen Japans viel lernen, aber es wird nicht einfach sein, die Lehren in die Praxis umzusetzen. So, wie gegenseitige Beteiligungen dafür sorgten, dass die notleidenden Kredite Japans die Wirtschaft viel länger durchdrangen, als sie es hätten tun sollen, droht Chinas System aus verflochtenen Regierungen und privaten Unternehmen dasselbe Schicksal', meint Harcourt.

pte/red


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#China #Wirtschaft #Krise

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