Aktuell  19.10.2023

Parkinson früher erkennen

Die verräterischen Anzeichen einer Parkinson-Erkrankung lassen sich bereits 20 bis 30 Jahre vor dem Auftreten der ersten Symptome nachweisen, zeigt eine Studie von The Florey und Austin Health.

Damit wird der Weg für Screening-Programme und eine präventive Behandlung frei - bevor eine irreversible Schädigung des Gehirns stattgefunden hat. Laut dem leitenden Wissenschaftler Kevin Barnham wird Parkinson häufig als Krankheit des Alters angesehen. Tatsächlich nimmt sie bereits in der Mitte des Lebens ihren Ausgang.

Liegen offensichtliche Symptome vor, dürften bereits bis zu 85 Prozent der Neuronen des Gehirns, die die motorische Koordination kontrollieren, zerstört sein. Zu diesem Zeitpunkt sind viele Behandlungsansätze wahrscheinlich, so der Experte, nicht mehr wirksam. In der Studie beschreiben die Forscher, wie mit F-AV-133 ein bereits bekannter Biomarker mit PET-Scans eingesetzt werden kann, um Parkinson zu diagnostizieren und die Neurodegeneration genau zu verfolgen. Chris Rowe und sein Team bei Austin Health haben 26 Parkinson-Patienten analysiert, eine Kontrollgruppe mit zwölf Personen sowie elf Patienten mit einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD), die als starker Indikator für die Krankheit gilt.

Bei jeder teilnehmenden Person wurden im Abstand von zwei Jahren PET-Scans durchgeführt. Dabei kam es bei keinem der Teilnehmer in der Folge laut derzeit zur Verfügung stehender Beurteilungen zu signifikanten Veränderungen der klinischen Symptome. Die PET-Scans hingegen zeigten bei Parkinson-Patienten einen erheblichen neuronalen Verlust in drei entscheidenden Regionen des Denkorgans. Damit liegt nahe, dass F-AV-133 eine leichter reagierende Möglichkeit zur Überwachung der Neurodegeneration darstellt.

Laut einer mathematischen Modellierung kommt es bei Parkinson rund 33 Jahre lang zu einem langsamen neuronalen Verlust. Dieser tritt jedoch rund 10,5 Jahre ein, bevor sich die Erkrankung mittels PET-Scan nachweisen lässt. Kann ein PET-Scan die Krankheit nachweisen, wird es noch 6,5 Jahre bis zum Einsetzen der motorischen Symptome dauern, heißt es. Nach dem Auftreten von körperlichen Symptomen, braucht es noch rund weitere drei Jahre, bis die klinische Diagnose bestätigt ist. Das entspricht einem neuronalen Verlust, der rund 22,5 Jahre vor dem Auftreten von klinischen Symptomen geschieht, die für die Erstellung einer Diagnose ausreichend sind.

Laut Barnham können, basierend auf den neuen Erkenntnissen, Screening-Protokolle zur Diagnose und Behandlung entwickelt werden, die sich zehn Jahre früher als derzeit möglich einsetzen lassen. Sie könnten allerdings auch helfen, Patienten für die Teilnahme an klinischen Studien zu identifizieren. Bei RBD handelt es sich um eine Erkrankung, bei der Betroffene im Schlaf sehr unruhig sind, während sie an unangenehmen Träumen leiden. 90 Prozent erkranken später an Parkinson. Die Hälfte der Parkinson-Patienten leidet an RBD. Die Krankheit gilt als Warnzeichen für Parkinson im Frühstadium. Details wurden in 'Neurology' veröffentlicht.

pte/red


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