TV-Fernsehen  02.11.2023

Keine Liebe im TV

Für Teens und junge Menschen zwischen 18 und 24 Jahren, auf die Werbetreibende normalerweise abzielen, kommen Sex und Liebesgeschichten in TV-Shows und Filmen aktuell zu oft vor.

Stattdessen würde sich diese Zielgruppe mehr Freundschaften und platonische Beziehungen als Content wünschen, wie die neue 'Teens & Screens'-Umfrage des Center for Scholars & Storytellers (CSS) der UCLA unter 1.500 Personen zwischen zehn und 24 Jahren zeigt.

Mit 44,3 Prozent hat fast die Hälfte der jungen Menschen zwischen 13 und 24 Jahren den Eindruck, dass Liebesgeschichten in den Medien übermäßig oft vorkommen. Mit 47,5 Prozent geht ein sogar noch höherer Prozentsatz davon aus, dass Sex für die Handlung der meisten TV-Shows und Filme nicht notwendig ist.

Mit 51,5 Prozent wollen mehr als die Hälfte mehr Content sehen, der sich auf Freundschaften und platonische Beziehungen konzentriert. 39 Prozent hingegen wollen mehr aromantische und/oder asexuelle Figuren auf dem Bildschirm sehen. Laut CSS-Gründerin und -Direktorin Yalda T. Uhls wollen Junge mehr und verschiedene Arten von Beziehungen in den Medien sehen.

An vierter Stelle der von den Jugendlichen am stärksten abgelehnten Stereotypen liegen Romance-Tropes mit Handlungssträngen, die betonten, wie sehr Beziehungen für das Glück eines Menschen notwendig sind. Dazu gehören auch Storys darüber, wie männliche und weibliche Figuren immer am Ende eine Beziehung miteinander eingehen sowie Dreiecksbeziehungen.

Die Beliebtheit von 'Twilight' und 'The Hunger Games' hat diese 'Love Triangle Trope' zwar extrem aufgeladen. Allerdings ist das, was einmal neu war, heute längst alltäglich. Teens scheinen hier einfach das Interesse verloren zu haben. Uhls betont auch, dass es bekannt sei, das junge Menschen unter einer Epidemie der Einsamkeit leiden und in dem, was sie medial konsumieren, auch Vorbilder suchen. Aktuelle Studien hätten zudem gezeigt, dass Junge heute weniger Sex haben als ihre Eltern im gleichen Alter und viele es vorziehen, Single zu bleiben.

Die heutigen Jugendlichen haben den 'White Man' als bevorzugten, hypothethischen Held ihrer Geschichte verwiesen. 2022 lag der 'Black Man' noch an erster Stelle. 2023 haben die älteren Jugendlichen die 'Black Woman' als ihre Heldin gewählt. Der 'White Man' bleibt bei den meisten Befragten die erste Wahl bei der Besetzung des Bösewichts. Die Erstautorin Stephanie Rivas-Lara gehört selbst zur Gen Z und zeigt sich daher von manchen Studienergebnissen nicht überrascht.

Nach der COVID-19-Pandemie und der damit einhergehenden Isolation gibt es einen umfassenden Diskurs über die Bedeutung der Gemeinschaft. 'Heranwachsende sehen die Medien als einen 'dritten Platz', wo sie sich verbinden können und ein Gefühl der Zugehörigkeit haben. In Verbindung mit den erschreckenden Schlagzeilen zu negativen Entwicklungen wie dem Klimawandel macht es durchaus Sinn, dass sie dahin tendieren, wo sie die meiste Vertrautheit finden können.'

pte/red


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