Erlesen  09.11.2023

Medien spiegeln den Frieden

Aus der Häufigkeit bestimmter Wörter in Mainstream-Medien jedes Landes erstellt eine KI der Columbia University einen quantitativen 'Friedensindex'. Dieser, so die Forscher, erfasst das Ausmaß des Friedens in dem jeweiligen Land.

Die in den Medien eingesetzte Sprache spiegelt laut den Experten Larry Liebovitch und Peter T. Coleman einerseits die Sicht einer Kultur auf die Welt wider und beeinflusst andererseits, wie Menschen innerhalb dieser Kultur denken und handeln. 'Hate Speech' kann demnach Gewalt und Zerstörung mobilisieren. 'Peace Speech' hingegen sei für friedliche Kulturen charakteristisch.

Für die aktuelle Studie haben die Forscher fünf zuvor entwickelte und sehr respektierte Friedensindizes genutzt, um den Zustand des Friedens in 18 Ländern zu untersuchen, die als in drei Stufen von 'sehr friedlich' bis 'wenig friedlich' klassifiziert wurden. Anschließend sammelten sie 723.574 Medienbeiträge aus diesen Ländern. Sie alle stammten aus lokalen Quellen und wurde auf Englisch online veröffentlicht. Nur in Länder, in denen es sehr friedlich zugeht und jene mit wenig Frieden setzten die Forscher ein KI-Modell ein, um jene Wörter in den Medien zu identifizieren, die mit dem Ausmaß des Friedens in Zusammenhang standen.

Fazit der Forscher: Allgemein sind wenig friedliche Länder durch ein stärkeres Auftreten von Wörtern charakterisiert, die mit der Regierung, Ordnung, Kontrolle und Angst in Verbindung stehen, wie sie im Umfeld von Regierung, Staat, Gesetz, Sicherheit und Gerichten vorkommen. In den Ländern mit einem hohen Ausmaß an Frieden kommen Wörter, die mit Optimismus für die Zukunft und Spaß in Beziehung stehen, deutlich häufiger vor - vor allem, wenn es um Themen wie Zeit, Heimat, Glaube und Spiel geht. Angewendet auf die Länder mit einem mittleren Ausmaß an Frieden, wurden diese korrekt identifiziert.

Die Studienautoren betonen jedoch, dass ihre Daten einem Bias unterlegen sind, der darin besteht, dass alle Quellen auf Englisch geschrieben worden waren. Das bedeutet, dass das KI-Modell bei der Evaluierung von Ländern zuverlässiger ist, in denen Englisch bei der Kommunikation von Nachrichten häufiger eingesetzt wird. Zusätzlich könnte eine weitere Verzerrung der Daten durch die Benutzung der bereits vorhandenen Friedensindizes entstanden sein. Interessant war für die Forscher auch, dass es in sehr friedlichen Ländern bei benutzten Wörtern oft eine viel größere Vielfalt gibt. Details sind in 'PLOS ONE' nachzulesen.

pte/red


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#Medien #Frieden #KI

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