Technik  07.02.2024

Blinde sehen mit KI

Mit dem KI-Identifikationssystem 'AiSee' der National University of Singapore wird der Einkauf von Lebensmitteln für Sehbehinderte und Blinde zum Kinderspiel.

Sie tragen einen 'kleinen Mann' auf dem Schädelknochen, der ihnen zuflüstert, was sie gerade aus dem Regal genommen haben. Per Tastsinn wissen sie zwar, dass es Joghurt ist, doch ob er 3,5 Prozent oder 0,1 Prozent Fett hat, erschließt sich ihnen nicht, ebenso wenig, welche Früchte darin verarbeitet sind. Künftig muss der User nur eine kleine Kamera auf das Produkt halten und alle Details werden mitgeteilt.

'Es ist unser Ziel, Sehbehinderten und Blinden eine natürlichere Interaktion zu ermöglichen. Wir haben nach einer Alternative für den typischen Ansatz gesucht, eine Brille mit integrierter Kamera einzusetzen. Menschen mit Sehbehinderung scheuen möglicherweise davor zurück, eine Brille zu tragen, um einer Stigmatisierung zu entgehen. Daher haben wir uns für eine alternative Hardware entschieden, die einen diskreten Knochenleitungskopfhörer enthält', so Entwickler Suranga Nanayakkara.

Dieser spezielle Kopfhörer leitet den Schall direkt in den Schädelknochen, sodass der Nutzer die Objektbeschreibung deutlich versteht. Genau diese Form der Schallübertragung nutzte auch der schwer hörgeschädigte Komponist Ludwig van Beethoven, um zu hören, was er auf seinem Flügel spielte. Das Bild, das die Mikrokamera aufnimmt, wird mittels KI analysiert. Die angeschlossene Software nutzt Logos auf der Verpackung, Bilder und sogar den Text, um das Objekt zu identifizieren.

Der Nutzer kann zudem Fragen stellen, um weitere Einzelheiten über das jeweilige Produkt zu erfahren. AiSee nutzt fortschrittliche Text-zu-Sprache- und Sprache-zu-Text-Erkennungs- und Verarbeitungstechnologien, um Objekte zu beschreiben und die Anfragen des Benutzers zu verstehen. Ein großes Sprachmodell ermöglicht es dem System, die Anfragen des Benutzers genau zu verstehen und schnell und informativ zu beantworten.

Anders als viele andere Hilfsmittel ist AiSee laut den Wissenschaftlern eigeständig, benötigt also kein Smartphone, was die Nutzung deutlich vereinfacht. Die Schallübertragung per Schädelknochen haben die Entwickler gewählt, um den Sehbehinderten nicht von Umgebungsgeräuschen abzuschneiden, die er für die Orientierung braucht. Jetzt arbeiten die Ingenieure daran, das System zur Serienreife zu bringen.

pte/red


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