13.12.2001

ABC für Großmütter

U wie unmöglich, unschicklich, unflätiger Umgangston

Großmütter gibt es wie Sand am Meer. Und es gibt sie in ebenso vielen Variationen. In diesem Kapitel erzählt Christine Nöstlinger von der einfachen Simmeringer Hausmeister-Oma, deren Sohn es 'zu etwas gebracht' hat.

... Sohn Hobelberger, Schwieger-tochter Hobelberger und die beiden Enkelkinder Hobelberger sind sehr vornehme Menschen, die in den allerbesten Kreisen verkehren und sich einer äußerst gehobenen Ausdrucksweise befleißigen. Nur die Hobelberger-Oma befleißigt sich rein gar nicht, die redet, wie ihr der Schnabel gewachsen ist, und der ist ihr volkstümlich derb gewachsen. An ihrem Sohn könnte sie sich freilich ein Beispiel nehmen. Der hat sich seinen Kindheits-Schnabel abtrainiert und parliert so gewählt, dass man meinen könnte, seine Wiege sei nicht in einer Simmeringer Hausmeisterküche, sondern in der Schönbrunner Orangerie gestanden. Hätte er sich dieser 'Umschulung' nicht unterzogen, hätte ihn seine Frau, deren Wiege tatsächlich nahe der Schönbrunner Orangerie in Hietzing gestanden war, nie geheiratet. 'Der Bua tuat, als warat er hinter grüne Jalousien aufg'wachsen', sagt kopfschüttelnd die Hobelberger Oma. Aber sie nimmt das geduldig hin.

ISBN 3851911652

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