26.01.1999 (Archiv)
Musik im Netz unerwünscht?
Zu diesem Schluß muß man zumindest kommen, wenn man in letzter Zeit die Nachrichten mit offenen Ohren verfolgt hat.Da war zum einen die MP3-Sache. Für Eingeweihte ist das ein Kürzel für Mpeg3, einer Speicherart von Tondokumenten mit CD-Qualität und geringem Umfang, also perfekt für die Übertragung im Internet. Daß das natürlich viele Fans anlockt, ist klar - MP3-Downloadsites zählen zu den meistfrequentierten Seiten im Internet.
Da ist aber noch eine andere Seite: Die Musikindustrie hat in den letzten Jahren eine Macht aufgebaut, die enorm ist. Da werden Gruppen gepusht, viel Geld gemacht (bei den Firmen, nicht den Händlern und Musikern - klar). Wenn nun Konkurrenz entsteht, die Geld kosten würde, wird das natürlich nicht allzugerne gesehen. Ganz im Gegenteil.
Das Internet ist glücklicherweise schnell und frei genug, um sich Nischen zu suchen. Wenn sich Popgruppen beispielsweise dazu entschließen, ein Album nur noch als MP3 zu veröffentlichen und Erfolg damit haben. Oder wenn MP3-Versionen der diversen Anbieter herumgeistern und Abnehmer finden.
In diesem Umfeld tun sich die Musikgiganten klarerweise schwer. Zurückzuschlagen ist ihr Ziel; Einnahmen zu sichern, die als sicher gegolten haben. So wird, ahnungslos in unbekanntem Terrain, blind in die Masse geschossen. Wenn ein Schweizer Server 'vom Netz geklagt' wird, der Songtexte anbietet, etwa.
Die Zeichen der Zeit werden nicht erkannt. Schlimmer: Sie werden mißverstanden. Wo das Internet Freiheit bringt, werden Monopole vorgebetet, Gewinne abgesichert. In einem Markt, der Marktwirtschaft nicht zu kennen scheint, sind gefährliche Konkurrenten unerwünscht. Das Internet wird auch dieser Branche den Weg zeigen.
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