Test Drive 05.02.2018 (Archiv)
BMW X2 als X1-Coupe
BMW schließt die X-Lücke. Mit dem X2 rollt ab März die Coupé-Version des X1 ins Autohaus. Nicht ganz so wuchtig gestaltet wie X4 und X6 betont der kompakte Crossover jedoch ebenso die sportliche Seite des SUV-Fahrens.Dem aktuellen Crossover-Trend folgend, in dem inzwischen SUV, Kombi, Schrägheck und Coupés munter zu allerlei Mischformen gekreuzt werden, spielt auch der BMW X2 weniger den robusten Geländegänger als den komfortablen Gleiter. Mit seinen gerade mal 18 Zentimeter Bodenfreiheit würde er ohnehin in jeder tieferen Ackerfurche stecken bleiben, zumal in den Basisversionen nicht einmal ein Allradantrieb an Bord ist. Was allerdings bei seinem Technikspender X1 auch nicht anders wäre.
Dagegen springen die optischen Unterschiede zum braven Baureihenzwilling sofort ins Auge. Neben dem coupétypisch stärker abfallenden Heck und der flacheren Fenstergrafik wirkt vor allem die Front durch einen kleinen optischen Kniff im Wortsinne bodenständiger. Dazu wurde erstmals bei BMW die Doppelniere umgedreht, so dass die bekannten Trapezformen nun nach unten breiter werden. Der robuste Outdoor-Look hingegen wird durch quadratisch anmutende Radlaufblenden, angedeutete Seitenschweller, Stoßfänger-Verkleidungen vorn und hinten sowie markante Endrohre gesetzt. Als sportliches Ausrufezeichen trägt der X2 außerdem ein zusätzliches BMW-Emblem auf der C-Säule, mit dem er sich in die Riege der BMW Coupé-Klassiker 2000 CS und 3.0 CSL einreihen soll.
Doch es gibt auch ganz handfeste Unterschiede. Mit 4,36 Meter ist der X2 exakt acht Zentimeter kürzer als sein Plattform-Pate. Der Radstand blieb jedoch bei unveränderten 2,67 Metern, wodurch das Platzangebot des Viertürers ebenso großzügig und komfortabel ausfiel. Selbst auf der Rückbank sitzen zwei Menschen sehr kommod, ohne dass die abfallende Dachlinie Kopffreiheit oder Aussicht einschränken. Zu dritt wird es jedoch schon „kuschelig“. Auch der Platz fürs Gepäck reicht dann nicht mehr. Der Kofferraum schrumpft um 35 auf 470 Liter, die auch bei umgeklappter Rückbank mit 1355 Liter gut 200 Liter weniger als im X1 betragen.
Cockpit und Innenraum glänzen dagegen BMW-typisch mit qualitativ hochwertigen und topverarbeiteten Materialien sowie intuitivem Bedienkomfort, zumindest, wenn man – wie wir – mit dem erstmals verfügbaren Modell M Sport X eine der Topausstattungen gewählt hat. Hier versüßen dann Acht-Gang-Automatik, LED-Scheinwerfer, Stoff-Alcantara-Sportsitze, großflächige Instrumentenkombi und Displays auf der Mittelkonsole sowie zahlreiche Hochglanzblenden und Lichtleisten den Fahrkomfort.
Die Grundausstattung fährt nur mit 17-Zoll-Leichtmetallrädern, Klimaanlage, Multifunktions-Lederlenkrad, 6,5-Zoll-Farbbildschirm sowie Regen- und Lichtsensoren. Wer 2-Zonen-Klimaautomatik, Einparkwarner und eine automatische Heckklappe will, muss für die Modellreihe Advantage schon 1450 Euro mehr investieren. Moderne Assistenzsysteme, vom Spurverlassenswarner bis zum Tempomat mit Stop&Go-Funktion, gibt es auch, kosten aber bis auf wenige Ausnahmen immer Aufpreis.
Motoren und Technik übernimmt der X2 ebenso von seinem Modellreihen-Bruder. Zunächst verfügbar sind drei Varianten, der Benziner sDrive20i mit 192 PS und Sieben-Gang-Doppelkupplung sowie die beiden Diesel xDrive20d mit 190 PS und xDrive25d mit 231 PS. Beide Selbstzünder sind serienmäßig mit Allradantrieb und Acht-Gang-Automatik ausgestattet. Ab Frühjahr 2018 sollen dann auch die Basismodelle folgen. Bei den Benzinern kommen das Dreizylinder-Modell sDrive18i mit 140 PS und die Allradvariante xDrive20i hinzu. Bei den Dieseln gehen die Einstiegsvarianten sDrive 18d und xDrive 18d mit jeweils 150 PS, einmal ohne und mit Allradantrieb, an den Start.
Für einen ersten Probelauf hatte BMW nur eine Variante dabei: den xDrive 20d in der erwähnten Topausstattung M Sport X. Der bärenstarke Selbstzünder hat mit seinen üppigen 400 Nm Drehmoment, die er bereits ab 1750 Touren ausschöpft, leichtes Spiel mit dem 1,6 Tonnen schweren X2. Ein Gedicht ist die serienmäßige Acht-Gang-Automatik, die ebenso schnell wie geräuschlos die Kraft je nach Bedarf auf beide Achsen verteilt. So schnellt der X2 aus dem Stand bestenfalls in 7,7 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht eine Spitze von 221 km/h.
Ab Werk an Bord ist im Modell M Sport X ein leicht tiefer gelegtes Sportfahrwerk mit strafferer Dämpferauslegung, die gegen Aufpreis auf Knopfdruck selbst eingestellt werden kann. Auch die Lenkung ist sportlich getrimmt und lässt mit ihrer direkten und präzisen Rückkopplung vergessen, dass man in einem rollenden Hochsitz um die Ecken pfeift. Mit dem X2 zeigt der Münchener Autobauer einmal mehr, dass sein geradezu sprichwörtliches Marketing-Credo ebenso für die höher aufragenden Coupés gilt. Wenn dann noch der Normverbrauch halbwegs stimmt, umso besser. Auf die bestenfalls angegebenen 4,6 Liter (121 g/km CO2) mussten wir nach unseren knapp 80 Kilometern über Autobahn, Landstraße und Stadt gut zwei Liter drauf rechnen. Bei den bei BMW üblichen Premium-Preisen und -Aufpreisen sind die Verbrauchswerte angenehme Daten zur Gegenrechnung.
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