02.05.2002 (Archiv)
IV: Trendwende bei Industriekonjunktur
Die jüngste Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung für das 1. Quartal 2002, an der sich 496 Unternehmen mit 213.182 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beteiligt haben, weist ein Anspringen der Industriekonjunktur aus. 'Die Ergebnisse bestätigen die grundsätzliche positive Einschätzung zur Jahreswende. Die Trendwende ist offenkundig geworden, alle Indikatoren haben sich gegenüber Dezember verbessert. Bildhaft gesprochen: Der Konjunkturfrühling kommt, allerdings etwas verzögert', erklärte Dr. Erhard Fürst, Bereichsleiter Industriepolitik und Ökonomie der Industriellenvereinigung.
Die Konjunkturumfrage gibt den Unternehmen drei Antwortmöglichkeiten: gut, neutral und negativ. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) Prozentanteile dieser Antwortkategorien, und dann wird der konjunkturreagible 'Saldo' aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten (unter Vernachlässigung der neutralen) gebildet.
Bei der Frage nach der derzeitigen Geschäftslage hat sich der Saldo von -4 auf 0 geringfügig verbessert. Rund 20 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre Geschäftslage derzeit als gut und ebenso viele als schlecht, der Rest als neutral. Auf die Frage nach der Geschäftslage in 6 Monaten ergab sich gegenüber dem Vorquartal eine massive Verbesserung. Der Saldo drehte sich von -12 auf 24 Prozent. Signifikant verbessert hat sich die Einschätzung der Geschäftslage für das kommende Halbjahr: Hatten zu Jahreswende noch 30 % der antwortenden Unternehmen mit einer ungünstigen Geschäftslage in 6 Monaten gerechnet, sind es nunmehr nur noch 11 %. Der Anteil der antwortenden Unternehmen, die eine günstige Geschäftslage vorhersehen, hat sich von 18 auf 35 % verdoppelt. Die unterschiedliche Beurteilung der gegenwärtigen Geschäftslage und der in 6 Monaten erwarteten deutet darauf hin, dass der Optimismus in der Wirtschaft zwar groß ist, er allerdings von den aktuellen Daten, insbesondere was die Erträge betrifft, noch wenig gestützt wird.
Das sogenannte IV-Konjunkturbarometer, das als Mittelwert aus dem Saldo der Antworten 'gegenwärtige Geschäftslage' und 'Geschäftslage in 6 Monaten' errechnet wird, ist dementsprechend ebenfalls deutlich ins Positive gerutscht, und zwar von -7,8 auf 11,4.
Relativ kleine Saldenverbesserungen gab es auch bei der Frage nach dem derzeitigen Auftragsbestand bzw. den Auslandsaufträgen. Beim Auftragsbestand verminderte sich der Saldo von -4 auf 0. Jeweils 24 % bezeichnen ihre
Gesamtauftragsbestand als gut bzw. als zu niedrig. Bei den Auslandsaufträgen ist die Verbesserung (von -7 auf 2) etwas ausgeprägter. Österreich wird ohne Zweifel durch die relative Schwäche Deutschlands, seines größten Handelspartners, negativ betroffen.
Die Auslastung der Produktionskapazitäten der österreichischen Industrie dürfte im 1. Quartal zugenommen haben. Hatten um die Jahreswende noch 28 % der Unternehmen eine fallende Auslastung konstatiert, waren es zuletzt nur mehr 23 %. Was die weitere Entwicklung der Kapazitätsauslastung betrifft, ist es zu einer markant besseren Einschätzung gekommen: der Saldo bei der Frage nach der erwarteten Auslastung der Produktionskapazität in den nächsten drei Monaten ist von -10 auf 22 gestiegen, nur mehr 8 % rechnen mit fallender Kapazitätsauslastung gegenüber 30 %, die eine steigende vorher sagen.
Dementsprechend haben sich auch die Produktionserwartungen für die nächsten drei Monate deutlich verbessert. Der negative Saldo von -9 hat sich in einen positiven von +26 gedreht, gut ein Drittel der Unternehmen rechnen mit steigender Produktionstätigkeit, nur mehr 7 % mit einer rückläufigen. 'Wenn diese Trendumkehr auch durch Saisoneinflüsse überzeichnet sein mag, ist an der grundsätzlich positiven Tendenz nicht zu rütteln, da der jüngste Saldowert auch im Vorjahresvergleich leicht zugelegt hat', so Fürst.
Parallel zu den günstigen Produktionserwartungen haben sich auch die Perspektiven für den industriellen Arbeitsmarkt verbessert. Zwar liegt der Saldo mit -2 noch immer leicht im Minus, doch stellt dieser Wert gegenüber -25 vom Dezember ebenfalls eine sprunghafte Verbesserung dar.
Nach den Kursrückgängen der Österreich-Aktie im Jahr 2001 auf 94 Euro gab es im 1. Quartal 2002 eine deutliche Steigerung um 8 % auf 102 Euro. Konjunktur und Standortbedingungen wurden von den Panelisten deutlich positiver beurteilt als noch vor 3 Monaten, die politische Situation dagegen wird unverändert negativ eingeschätzt.
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